%0 Journal Article %B Der Praktische Tierarzt %C Hannover %D 2009 %G German %I Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG %P 316-322 %T Das IRIS-System – eine aktuelle Hilfestellung zur effektiveren Therapie der CNI bei Hund und Katze %V 90 %1 {"oldId":70652,"title":"Das IRIS-System \u0096 eine aktuelle Hilfestellung zur effektiveren Therapie der CNI bei Hund und Katze","teaserText":"Die chronische Niereninsuffizienz ist vor allem im Fr\u00fchstadium schwierig diagnostizierbar. Ein neues Staging-System unterst\u00fctzt eine zeitige Diagnose und die gezielte Therapie. Nierenerkrankungen sind bei Hund und Katze vergleichsweiseh\u00e4ufig....","content":"

Die chronische Niereninsuffizienz ist vor allem im Fr\u00fchstadium schwierig diagnostizierbar. Ein neues Staging-System unterst\u00fctzt eine zeitige Diagnose und die gezielte Therapie.

Nierenerkrankungen sind bei Hund und Katze vergleichsweiseh\u00e4ufig. Ihr Anteil an den klinisch manifesten Erkrankungen desHarntraktes wird beim Hund mit etwa 55 % angegeben (Kraft 1989,Mihaljevic 1988). Probleme hinsichtlich der klinischen Diagnostikergeben sich vor allem aus der Tatsache, dass ein labordiagnostischerNachweis erst gelingt, wenn bereits mehr als 75 % der Nephronebeider Nieren ausgefallen sind (Osborne et al. 1981, Chewu. Dibartola 1986, Michell 1988). Es wurden daher verschiedentlichAnstrengungen unternommen, Verfahren aus der Humanmedizin,wie etwa die Kreatinin-Clearance oder die Urinelektrophorese, f\u00fcrdie tier\u00e4rztliche Praxis methodisch zug\u00e4nglich zu machen, da sichsubklinische Nephropathien im Fr\u00fchstadium u. a. in einer vermindertenglomerul\u00e4ren Filtrationsrate (GFR) oder aber einer quantitativund\/oder qualitativ ver\u00e4nderten Ausscheidung von Proteinen imHarn zu erkennen geben. Die semiqualitative Differenzierung derProteinurie mittels SDS-Urinelektrophorese erlaubt dar\u00fcber hinauszwar die Differenzierung glomerul\u00e4rer von tubul\u00e4ren Nephropathien(Boesken 1985,1990, Leopold-Temmler u. Nolte 1993, 1995)und damit, zumindest beim Menschen, in Kombination mit anderenBefunden eine recht gute Charakterisierung der zugrunde liegendenPathologie (Boesken 1990), beide Untersuchungsmethoden habensich, im Gegensatz zum Urinprotein-Kreatininverh\u00e4ltnis, das seit einigenJahren als weiterer Parameter f\u00fcr die Nierenfunktion herangezogenwird und in den sowohl GFR als auch Proteingehalt des Urinseinflie\u00dfen, jedoch in der tier\u00e4rztlichen Praxis bislang nicht etabliert.

Nierenerkrankungen verlaufen bei fast allen betroffenen Hundenund Katzen chronisch-progressiv, ganz unabh\u00e4ngig von derUrsache. Bei Ratte und Mensch kommt es nachweislich aufgrundeiner fortschreitenden, in einer glomerul\u00e4ren Atrophie resultierendenSklerosierung der verbleibenden intakten Glomerula infolgekompensatorischer Hyperfiltration und -hypertension zu einerobligaten Progression von Nephropathien (Brenner 1985, Hostetter1984). Eine systemische und damit gleichzeitig renale Hypertensionspielt jedoch auch in der Pathogenese von Nephropathien beiMensch und Tier eine Rolle, wie aktuelle Untersuchungen besondersauch f\u00fcr die Katze belegen (Carr 2008). F\u00fcr die Therapie istdiese Tatsache nicht nur in Bezug auf die Inbetrachtziehung einersystemischen Hypertension als m\u00f6gliche Ursache f\u00fcr die Nephropathie,sondern auch f\u00fcr die postulierte g\u00fcnstige Beeinflussung derrenalen Hypertension durch eine Protein- und Phosphorrestriktionvon Bedeutung (Bovee 1991, Brown u. Finco 1992, Polzin et al.1991). Eine Protein- und Phosphorreduktion wird jedoch in ersterLinie empfohlen, um den Spiegel derjenigen harnpflichtigerSubstanzen aus dem Proteinstoffwechsel, die im wesentlichen f\u00fcrklinische, azot\u00e4misch-ur\u00e4mische Symptome verantwortlich sind,zu reduzieren, bzw. um eine Hyperphospat\u00e4mie und deren Folgeerscheinungen(z.B. sekund\u00e4rer Hyperparathyreoidismus) zu bek\u00e4mpfen.F\u00fcr das Management der felinen Hypertension existierenaktuelle Richtlinien (Brown et al. 2007, Greene et al. 2008). EindeutigeEmpfehlungen hinsichtlich eines Stagings von Nephropathienbei Hund und Katze und einer dem entsprechenden Stadium angepassten,multimodalen Therapie (Di\u00e4t, ACE-Hemmer, Phosphatbinder)gab es per dato jedoch nicht.<\/p>","categories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Kleintier","Fachartikel"],"fromDate":"Apr 1, 2009 12:00:00 AM","toDate":"Dec 31, 2050 12:00:00 AM","oldUrls":["http:\/\/vetline.de\/iris-system-therapie-cni-hund-katze\/150\/3230\/70652"],"doiLanguage":"deutsch","doiProductFormat":"Online","doiPublisher":"Schl\u00fctersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG","doiSerialWorkTitle":"Prakt Tierarzt","doiDocumentUri":"http:\/\/www.vetline.de\/iris-system-therapie-cni-hund-katze\/150\/3230\/70652","doiSource":"Praktischer Tierarzt 90: Ausgabe 4, Seite 316-322 (2009)","doiFirstPage":"316","doiLastPage":"322","doiTransmitted":false,"doiAuthor":"Leopold-Temmler B","pdf":{"path":"http:\/\/data\/dpt_2009_04_0316.pdf","title":"dpt_2009_04_0316.pdf","description":"Das IRIS-System \u0096 eine aktuelle Hilfestellung zur effektiveren Therapie der CNI bei Hund und Katze"},"authors":[{"firstName":"B","middleName":"","lastName":"Leopold-Temmler"}],"contentOptimised":"

Die chronische Niereninsuffizienz ist vor allem im Fr\u00fchstadium schwierig diagnostizierbar. Ein neues Staging-System unterst\u00fctzt eine zeitige Diagnose und die gezielte Therapie.

Nierenerkrankungen sind bei Hund und Katze vergleichsweiseh\u00e4ufig. Ihr Anteil an den klinisch manifesten Erkrankungen desHarntraktes wird beim Hund mit etwa 55 % angegeben (Kraft 1989,Mihaljevic 1988). Probleme hinsichtlich der klinischen Diagnostikergeben sich vor allem aus der Tatsache, dass ein labordiagnostischerNachweis erst gelingt, wenn bereits mehr als 75 % der Nephronebeider Nieren ausgefallen sind (Osborne et al. 1981, Chewu. Dibartola 1986, Michell 1988). Es wurden daher verschiedentlichAnstrengungen unternommen, Verfahren aus der Humanmedizin,wie etwa die Kreatinin-Clearance oder die Urinelektrophorese, f\u00fcrdie tier\u00e4rztliche Praxis methodisch zug\u00e4nglich zu machen, da sichsubklinische Nephropathien im Fr\u00fchstadium u. a. in einer vermindertenglomerul\u00e4ren Filtrationsrate (GFR) oder aber einer quantitativund\/oder qualitativ ver\u00e4nderten Ausscheidung von Proteinen imHarn zu erkennen geben. Die semiqualitative Differenzierung derProteinurie mittels SDS-Urinelektrophorese erlaubt dar\u00fcber hinauszwar die Differenzierung glomerul\u00e4rer von tubul\u00e4ren Nephropathien(Boesken 1985,1990, Leopold-Temmler u. Nolte 1993, 1995)und damit, zumindest beim Menschen, in Kombination mit anderenBefunden eine recht gute Charakterisierung der zugrunde liegendenPathologie (Boesken 1990), beide Untersuchungsmethoden habensich, im Gegensatz zum Urinprotein-Kreatininverh\u00e4ltnis, das seit einigenJahren als weiterer Parameter f\u00fcr die Nierenfunktion herangezogenwird und in den sowohl GFR als auch Proteingehalt des Urinseinflie\u00dfen, jedoch in der tier\u00e4rztlichen Praxis bislang nicht etabliert.

Nierenerkrankungen verlaufen bei fast allen betroffenen Hundenund Katzen chronisch-progressiv, ganz unabh\u00e4ngig von derUrsache. Bei Ratte und Mensch kommt es nachweislich aufgrundeiner fortschreitenden, in einer glomerul\u00e4ren Atrophie resultierendenSklerosierung der verbleibenden intakten Glomerula infolgekompensatorischer Hyperfiltration und -hypertension zu einerobligaten Progression von Nephropathien (Brenner 1985, Hostetter1984). Eine systemische und damit gleichzeitig renale Hypertensionspielt jedoch auch in der Pathogenese von Nephropathien beiMensch und Tier eine Rolle, wie aktuelle Untersuchungen besondersauch f\u00fcr die Katze belegen (Carr 2008). F\u00fcr die Therapie istdiese Tatsache nicht nur in Bezug auf die Inbetrachtziehung einersystemischen Hypertension als m\u00f6gliche Ursache f\u00fcr die Nephropathie,sondern auch f\u00fcr die postulierte g\u00fcnstige Beeinflussung derrenalen Hypertension durch eine Protein- und Phosphorrestriktionvon Bedeutung (Bovee 1991, Brown u. Finco 1992, Polzin et al.1991). Eine Protein- und Phosphorreduktion wird jedoch in ersterLinie empfohlen, um den Spiegel derjenigen harnpflichtigerSubstanzen aus dem Proteinstoffwechsel, die im wesentlichen f\u00fcrklinische, azot\u00e4misch-ur\u00e4mische Symptome verantwortlich sind,zu reduzieren, bzw. um eine Hyperphospat\u00e4mie und deren Folgeerscheinungen(z.B. sekund\u00e4rer Hyperparathyreoidismus) zu bek\u00e4mpfen.F\u00fcr das Management der felinen Hypertension existierenaktuelle Richtlinien (Brown et al. 2007, Greene et al. 2008). EindeutigeEmpfehlungen hinsichtlich eines Stagings von Nephropathienbei Hund und Katze und einer dem entsprechenden Stadium angepassten,multimodalen Therapie (Di\u00e4t, ACE-Hemmer, Phosphatbinder)gab es per dato jedoch nicht.<\/p>","primaryLanguage":"","zusammenfassung":"

Die chronische Niereninsuffizienz ist vor allem im Fr\u00fchstadium schwierig diagnostizierbar. Ein neues Staging-System unterst\u00fctzt eine zeitige Diagnose und die gezielte Therapie.

Nierenerkrankungen sind bei Hund und Katze vergleichsweiseh\u00e4ufig. Ihr Anteil an den klinisch manifesten Erkrankungen desHarntraktes wird beim Hund mit etwa 55 % angegeben (Kraft 1989,Mihaljevic 1988). Probleme hinsichtlich der klinischen Diagnostikergeben sich vor allem aus der Tatsache, dass ein labordiagnostischerNachweis erst gelingt, wenn bereits mehr als 75 % der Nephronebeider Nieren ausgefallen sind (Osborne et al. 1981, Chewu. Dibartola 1986, Michell 1988). Es wurden daher verschiedentlichAnstrengungen unternommen, Verfahren aus der Humanmedizin,wie etwa die Kreatinin-Clearance oder die Urinelektrophorese, f\u00fcrdie tier\u00e4rztliche Praxis methodisch zug\u00e4nglich zu machen, da sichsubklinische Nephropathien im Fr\u00fchstadium u. a. in einer vermindertenglomerul\u00e4ren Filtrationsrate (GFR) oder aber einer quantitativund\/oder qualitativ ver\u00e4nderten Ausscheidung von Proteinen imHarn zu erkennen geben. Die semiqualitative Differenzierung derProteinurie mittels SDS-Urinelektrophorese erlaubt dar\u00fcber hinauszwar die Differenzierung glomerul\u00e4rer von tubul\u00e4ren Nephropathien(Boesken 1985,1990, Leopold-Temmler u. Nolte 1993, 1995)und damit, zumindest beim Menschen, in Kombination mit anderenBefunden eine recht gute Charakterisierung der zugrunde liegendenPathologie (Boesken 1990), beide Untersuchungsmethoden habensich, im Gegensatz zum Urinprotein-Kreatininverh\u00e4ltnis, das seit einigenJahren als weiterer Parameter f\u00fcr die Nierenfunktion herangezogenwird und in den sowohl GFR als auch Proteingehalt des Urinseinflie\u00dfen, jedoch in der tier\u00e4rztlichen Praxis bislang nicht etabliert.

Nierenerkrankungen verlaufen bei fast allen betroffenen Hundenund Katzen chronisch-progressiv, ganz unabh\u00e4ngig von derUrsache. Bei Ratte und Mensch kommt es nachweislich aufgrundeiner fortschreitenden, in einer glomerul\u00e4ren Atrophie resultierendenSklerosierung der verbleibenden intakten Glomerula infolgekompensatorischer Hyperfiltration und -hypertension zu einerobligaten Progression von Nephropathien (Brenner 1985, Hostetter1984). Eine systemische und damit gleichzeitig renale Hypertensionspielt jedoch auch in der Pathogenese von Nephropathien beiMensch und Tier eine Rolle, wie aktuelle Untersuchungen besondersauch f\u00fcr die Katze belegen (Carr 2008). F\u00fcr die Therapie istdiese Tatsache nicht nur in Bezug auf die Inbetrachtziehung einersystemischen Hypertension als m\u00f6gliche Ursache f\u00fcr die Nephropathie,sondern auch f\u00fcr die postulierte g\u00fcnstige Beeinflussung derrenalen Hypertension durch eine Protein- und Phosphorrestriktionvon Bedeutung (Bovee 1991, Brown u. Finco 1992, Polzin et al.1991). Eine Protein- und Phosphorreduktion wird jedoch in ersterLinie empfohlen, um den Spiegel derjenigen harnpflichtigerSubstanzen aus dem Proteinstoffwechsel, die im wesentlichen f\u00fcrklinische, azot\u00e4misch-ur\u00e4mische Symptome verantwortlich sind,zu reduzieren, bzw. um eine Hyperphospat\u00e4mie und deren Folgeerscheinungen(z.B. sekund\u00e4rer Hyperparathyreoidismus) zu bek\u00e4mpfen.F\u00fcr das Management der felinen Hypertension existierenaktuelle Richtlinien (Brown et al. 2007, Greene et al. 2008). EindeutigeEmpfehlungen hinsichtlich eines Stagings von Nephropathienbei Hund und Katze und einer dem entsprechenden Stadium angepassten,multimodalen Therapie (Di\u00e4t, ACE-Hemmer, Phosphatbinder)gab es per dato jedoch nicht.<\/p>","translatedTitle":"","abstractE":"Die chronische Niereninsuffizienz ist vor allem im Fr\u00fchstadium schwierig diagnostizierbar. Ein neues Staging-System unterst\u00fctzt eine zeitige Diagnose und die gezielte Therapie. Nierenerkrankungen sind bei Hund und Katze vergleichsweiseh\u00e4ufig....","date":{"year":2009,"date":"04\/2009","accepted":"2009-04-01"},"volume":"90","openAccess":false,"journal":"Der Praktische Tierarzt","titleImageId":945,"pages":"316-322","redirects":["iris-system-therapie-cni-hund-katze\/150\/3230\/70652"],"tierartCategories":["Kleintier"],"artikelartCategories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Fachartikel"]} %8 04/2009