%0 Journal Article %B Der Praktische Tierarzt %C Hannover %D 2007 %G German %I Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG %P 826-836 %T Sekundäre Pflanzenstoffe – Abwehrstoffe und Nutraceuticals? %V 88 %1 {"oldId":69249,"title":"Sekund\u00e4re Pflanzenstoffe \u0096 Abwehrstoffe und Nutraceuticals?","teaserText":"Derzeit sind \u00fcber 80 000 Naturstoffe bekannt, die\u00fcberwiegend dem Sekund\u00e4rstoff wechsel entstammen. Da diese als Sekund\u00e4rmetabolitenbezeichneten Naturstoffe f\u00fcr die Aufrechterhaltungder essentiel len Lebensfunktionenentbehrlich sind, ist ...","content":"

Derzeit sind \u00fcber 80 000 Naturstoffe bekannt, die\u00fcberwiegend dem Sekund\u00e4rstoff wechsel entstammen.

Da diese als Sekund\u00e4rmetabolitenbezeichneten Naturstoffe f\u00fcr die Aufrechterhaltungder essentiel len Lebensfunktionenentbehrlich sind, ist die Frage berechtigt,welchen Nutzen die Pflanzen aus dieser\u00fcppigen stofflichen Vielfalt ziehen. W\u00e4hrenddiese teleologische Betrachtungsweisenoch bis zum Beginn des 20. Jahrhundertsdiffamiert wurde und sekund\u00e4re Pflanzenstoffebesten falls als \u201eStoffwechselschlacken\u201cangesehen wurden, ist ihre\u00f6kologische Bedeutung inzwischen unbestritten.Doch welchen Nutzen habensekund\u00e4re Pflanzenstoffe f\u00fcr Mensch undNutztier? Hinsichtlich der Beantwortungdieser Frage ist ein gravierender Wandelfestzustellen. Galten etwa phenolischeVerbindungen, Glucosinolate, Proteinaseinhibitoren,Saponine und Isoflavone ausschlie\u00dflichals toxische bzw. antinutritiveKomponenten, wer den diese sekund\u00e4renPflanzenstoffe neuerdings als bioaktiveStoffe positiv bewertet und in Phytopharmaka,Nahrungserg\u00e4nzungsmitteln undPharmaceuticals bzw. Nutraceuticals alsSupplement angeboten. Anhand einigerBeispiele wird der grundlegende Wandelin den Z\u00fcchtungszielen, aber auch in derLebensmittelherstellung dargestellt. Nachdem Entfernen bzw. Abreichern sekund\u00e4rerPflanzenstoffe wird nun deren Erhaltund Anreicherung bzw. Gewinnung ausR\u00fcckst\u00e4nden der Lebensmittelverarbeitungangestrebt.

Die Unterscheidung in prim\u00e4re undsekund\u00e4re Stoffe geht vermutlich auf denPhysiologen und sp\u00e4teren Nobelpreistr\u00e4gerAlbrecht Kossel (1891) zur\u00fcck. Prim\u00e4reStoffe nannte er solche Stoffe, die offenbarin allen Lebe wesen vorkommen und ohnedie Leben wahrscheinlich unm\u00f6glich ist.Prim\u00e4r sollte dabei nicht bedeuten, dassdiese Stoffe zuerst vorhanden sind oderwaren, sondern dass sie Voraussetzungf\u00fcr jede Lebens\u00e4u\u00dferung sind.

Demgegen\u00fcber sind sekund\u00e4re Stoffesolche, die auch fehlen k\u00f6nnen, ohne dassdie Aktivit\u00e4t des Lebens leidet. Sie sind f\u00fcrdie Aufrechterhaltung des Lebens nichtzwingend erforderlich (Mothes 1980).

W\u00e4hrend in der Zoophysiologie kaumzwischen prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Stoffenunterschieden wurde, hat man in derPflanzenphysiologie sehr schnell erkannt,dass das Synthesepotential h\u00f6herer Pflanzendem von Tieren \u00fcberlegen ist. Die augenf\u00e4lligeArmut der Tierwelt an Sekund\u00e4rstoffen\u2013 als spektakul\u00e4rstes Beispiel istdas Batrachotoxin des Pfeilgiftfrosches zuerw\u00e4hnen \u2013 wurde auf die Ausscheidungsogenannter \u201eStoffwechsel schlacken\u201c imtierischen Organismus zur\u00fcckgef\u00fchrt. Dashat dazu gef\u00fchrt, dass man unter sekund\u00e4renStoffen \u00fcblicherweise Pflanzenstoffeversteht.

Im Unterschied zu Gift- und vielenArzneipflanzen, wo u. U. bereits die Ingestiongerin ger Mengen auff\u00e4llige pharmakologischeWirkungen hervorruft, enthaltenpflanzliche Lebensmittel in verzehrf\u00e4higerForm in der Regel nur solche sekund\u00e4renInhaltsstoffe, die keine auff\u00e4lligen akutenReaktionen ausl\u00f6sen.<\/p>","categories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Fachartikel","Nutztier"],"fromDate":"Oct 10, 2007 12:00:00 AM","toDate":"Dec 31, 2050 12:00:00 AM","oldUrls":["http:\/\/vetline.de\/17787346\/150\/3230\/69249"],"doiLanguage":"deutsch","doiProductFormat":"Online","doiPublisher":"Schl\u00fctersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG","doiSerialWorkTitle":"Prakt Tierarzt","doiDocumentUri":"http:\/\/www.vetline.de\/17787346\/150\/3230\/69249","doiSource":"Praktischer Tierarzt 88: Ausgabe 10, Seite 826\u0096836 (2007)","doiFirstPage":"826","doiLastPage":"836","doiTransmitted":false,"doiAuthor":"Carle R","pdf":{"path":"http:\/\/data\/dpt_2007_10_0826.pdf","title":"dpt_2007_10_0826.pdf","description":"Sekund\u00e4re Pflanzenstoffe \u0096 Abwehrstoffe und Nutraceuticals?"},"authors":[{"firstName":"R","middleName":"","lastName":"Carle"}],"contentOptimised":"

Derzeit sind \u00fcber 80 000 Naturstoffe bekannt, die\u00fcberwiegend dem Sekund\u00e4rstoff wechsel entstammen.

Da diese als Sekund\u00e4rmetabolitenbezeichneten Naturstoffe f\u00fcr die Aufrechterhaltungder essentiel len Lebensfunktionenentbehrlich sind, ist die Frage berechtigt,welchen Nutzen die Pflanzen aus dieser\u00fcppigen stofflichen Vielfalt ziehen. W\u00e4hrenddiese teleologische Betrachtungsweisenoch bis zum Beginn des 20. Jahrhundertsdiffamiert wurde und sekund\u00e4re Pflanzenstoffebesten falls als \u201eStoffwechselschlacken\u201cangesehen wurden, ist ihre\u00f6kologische Bedeutung inzwischen unbestritten.Doch welchen Nutzen habensekund\u00e4re Pflanzenstoffe f\u00fcr Mensch undNutztier? Hinsichtlich der Beantwortungdieser Frage ist ein gravierender Wandelfestzustellen. Galten etwa phenolischeVerbindungen, Glucosinolate, Proteinaseinhibitoren,Saponine und Isoflavone ausschlie\u00dflichals toxische bzw. antinutritiveKomponenten, wer den diese sekund\u00e4renPflanzenstoffe neuerdings als bioaktiveStoffe positiv bewertet und in Phytopharmaka,Nahrungserg\u00e4nzungsmitteln undPharmaceuticals bzw. Nutraceuticals alsSupplement angeboten. Anhand einigerBeispiele wird der grundlegende Wandelin den Z\u00fcchtungszielen, aber auch in derLebensmittelherstellung dargestellt. Nachdem Entfernen bzw. Abreichern sekund\u00e4rerPflanzenstoffe wird nun deren Erhaltund Anreicherung bzw. Gewinnung ausR\u00fcckst\u00e4nden der Lebensmittelverarbeitungangestrebt.

Die Unterscheidung in prim\u00e4re undsekund\u00e4re Stoffe geht vermutlich auf denPhysiologen und sp\u00e4teren Nobelpreistr\u00e4gerAlbrecht Kossel (1891) zur\u00fcck. Prim\u00e4reStoffe nannte er solche Stoffe, die offenbarin allen Lebe wesen vorkommen und ohnedie Leben wahrscheinlich unm\u00f6glich ist.Prim\u00e4r sollte dabei nicht bedeuten, dassdiese Stoffe zuerst vorhanden sind oderwaren, sondern dass sie Voraussetzungf\u00fcr jede Lebens\u00e4u\u00dferung sind.

Demgegen\u00fcber sind sekund\u00e4re Stoffesolche, die auch fehlen k\u00f6nnen, ohne dassdie Aktivit\u00e4t des Lebens leidet. Sie sind f\u00fcrdie Aufrechterhaltung des Lebens nichtzwingend erforderlich (Mothes 1980).

W\u00e4hrend in der Zoophysiologie kaumzwischen prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Stoffenunterschieden wurde, hat man in derPflanzenphysiologie sehr schnell erkannt,dass das Synthesepotential h\u00f6herer Pflanzendem von Tieren \u00fcberlegen ist. Die augenf\u00e4lligeArmut der Tierwelt an Sekund\u00e4rstoffen\u2013 als spektakul\u00e4rstes Beispiel istdas Batrachotoxin des Pfeilgiftfrosches zuerw\u00e4hnen \u2013 wurde auf die Ausscheidungsogenannter \u201eStoffwechsel schlacken\u201c imtierischen Organismus zur\u00fcckgef\u00fchrt. Dashat dazu gef\u00fchrt, dass man unter sekund\u00e4renStoffen \u00fcblicherweise Pflanzenstoffeversteht.

Im Unterschied zu Gift- und vielenArzneipflanzen, wo u. U. bereits die Ingestiongerin ger Mengen auff\u00e4llige pharmakologischeWirkungen hervorruft, enthaltenpflanzliche Lebensmittel in verzehrf\u00e4higerForm in der Regel nur solche sekund\u00e4renInhaltsstoffe, die keine auff\u00e4lligen akutenReaktionen ausl\u00f6sen.<\/p>","primaryLanguage":"","zusammenfassung":"

Derzeit sind \u00fcber 80 000 Naturstoffe bekannt, die\u00fcberwiegend dem Sekund\u00e4rstoff wechsel entstammen.

Da diese als Sekund\u00e4rmetabolitenbezeichneten Naturstoffe f\u00fcr die Aufrechterhaltungder essentiel len Lebensfunktionenentbehrlich sind, ist die Frage berechtigt,welchen Nutzen die Pflanzen aus dieser\u00fcppigen stofflichen Vielfalt ziehen. W\u00e4hrenddiese teleologische Betrachtungsweisenoch bis zum Beginn des 20. Jahrhundertsdiffamiert wurde und sekund\u00e4re Pflanzenstoffebesten falls als \u201eStoffwechselschlacken\u201cangesehen wurden, ist ihre\u00f6kologische Bedeutung inzwischen unbestritten.Doch welchen Nutzen habensekund\u00e4re Pflanzenstoffe f\u00fcr Mensch undNutztier? Hinsichtlich der Beantwortungdieser Frage ist ein gravierender Wandelfestzustellen. Galten etwa phenolischeVerbindungen, Glucosinolate, Proteinaseinhibitoren,Saponine und Isoflavone ausschlie\u00dflichals toxische bzw. antinutritiveKomponenten, wer den diese sekund\u00e4renPflanzenstoffe neuerdings als bioaktiveStoffe positiv bewertet und in Phytopharmaka,Nahrungserg\u00e4nzungsmitteln undPharmaceuticals bzw. Nutraceuticals alsSupplement angeboten. Anhand einigerBeispiele wird der grundlegende Wandelin den Z\u00fcchtungszielen, aber auch in derLebensmittelherstellung dargestellt. Nachdem Entfernen bzw. Abreichern sekund\u00e4rerPflanzenstoffe wird nun deren Erhaltund Anreicherung bzw. Gewinnung ausR\u00fcckst\u00e4nden der Lebensmittelverarbeitungangestrebt.

Die Unterscheidung in prim\u00e4re undsekund\u00e4re Stoffe geht vermutlich auf denPhysiologen und sp\u00e4teren Nobelpreistr\u00e4gerAlbrecht Kossel (1891) zur\u00fcck. Prim\u00e4reStoffe nannte er solche Stoffe, die offenbarin allen Lebe wesen vorkommen und ohnedie Leben wahrscheinlich unm\u00f6glich ist.Prim\u00e4r sollte dabei nicht bedeuten, dassdiese Stoffe zuerst vorhanden sind oderwaren, sondern dass sie Voraussetzungf\u00fcr jede Lebens\u00e4u\u00dferung sind.

Demgegen\u00fcber sind sekund\u00e4re Stoffesolche, die auch fehlen k\u00f6nnen, ohne dassdie Aktivit\u00e4t des Lebens leidet. Sie sind f\u00fcrdie Aufrechterhaltung des Lebens nichtzwingend erforderlich (Mothes 1980).

W\u00e4hrend in der Zoophysiologie kaumzwischen prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Stoffenunterschieden wurde, hat man in derPflanzenphysiologie sehr schnell erkannt,dass das Synthesepotential h\u00f6herer Pflanzendem von Tieren \u00fcberlegen ist. Die augenf\u00e4lligeArmut der Tierwelt an Sekund\u00e4rstoffen\u2013 als spektakul\u00e4rstes Beispiel istdas Batrachotoxin des Pfeilgiftfrosches zuerw\u00e4hnen \u2013 wurde auf die Ausscheidungsogenannter \u201eStoffwechsel schlacken\u201c imtierischen Organismus zur\u00fcckgef\u00fchrt. Dashat dazu gef\u00fchrt, dass man unter sekund\u00e4renStoffen \u00fcblicherweise Pflanzenstoffeversteht.

Im Unterschied zu Gift- und vielenArzneipflanzen, wo u. U. bereits die Ingestiongerin ger Mengen auff\u00e4llige pharmakologischeWirkungen hervorruft, enthaltenpflanzliche Lebensmittel in verzehrf\u00e4higerForm in der Regel nur solche sekund\u00e4renInhaltsstoffe, die keine auff\u00e4lligen akutenReaktionen ausl\u00f6sen.<\/p>","translatedTitle":"","abstractE":"Derzeit sind \u00fcber 80 000 Naturstoffe bekannt, die\u00fcberwiegend dem Sekund\u00e4rstoff wechsel entstammen. Da diese als Sekund\u00e4rmetabolitenbezeichneten Naturstoffe f\u00fcr die Aufrechterhaltungder essentiel len Lebensfunktionenentbehrlich sind, ist ...","date":{"year":2007,"date":"10\/2007","accepted":"2007-10-10"},"volume":"88","openAccess":false,"journal":"Der Praktische Tierarzt","titleImageId":945,"pages":"826-836","redirects":["17787346\/150\/3230\/69249"],"tierartCategories":["Nutztier"],"artikelartCategories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Fachartikel"]} %8 10/2007