TY - JOUR KW - Perioperative Antibiotikaprophylaxe KW - postoperative Wundinfektion KW - Wirkspiegel AU - C Werres AB -

Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin wird zunehmend kritisch diskutiert. Insbesondere die bedenkliche Zunahme multiresistenter Keime, deren Vormarsch in einem direkten Zusammenhang mit übermäßigem und unsachgemäßem Einsatz von Antibiotika steht, erfordert neue Handlungsweisen im Umgang mit Antibiotika (Allerton et al. 2021, WHO 2021b). Aktuell verabreichen laut Umfragen über 80 % aller Veterinäre Antibiotika im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen (Hardefeldt et al. 2017, Van Cleven et al. 2018, Gomez-Beltran et al. 2021). Diese Studien zeigen, dass subkutane Depotpräparate zu variablen Zeitpunkten, teilweise erst nach Abschluss des Eingriffs, verwendet werden (Weese und Halling 2006). Aktuelle Empfehlungen besagen, dass eine Antibiotikaprophylaxe durch die Gabe von Cefazolin (20–25 mg/kg) intravenös innerhalb von zwei Stunden vor Hautschnitt verabreicht werden sollte (Tobias 2012, Allegranzi et al. 2016a, Cagnardi et al. 2018). Eine Fortführung der Verabreichung über den perioperativen Zeitraum hinaus ist bei rein prophylaktischer Gabe nicht nur unnötig, sondern kann sogar schädlich sein (Allegranzi et al. 2016b, Eckmann 2021). Wird jedoch im Rahmen des chirurgischen Eingriffs eine bakterielle Infektion nachgewiesen, so schließt sich eine therapeutische Verabreichung an. Werden Antibiotika bereits deutlich vor einer Operation begonnen, so selektiert man auf resistente Keime, die postoperativ hochproblematisch sein können. Immunkompetente Patienten, die eine saubere Operation durchlaufen, benötigen oftmals keine Antibiotikaprophylaxe. Das Risiko für postoperative Wundheilungsstörungen hängt von mehreren Faktoren ab und sollte bereits im Vorfeld möglichst genau berücksichtigt werden. Entscheidend für die Prävention postoperativer Wundheilungsstörungen sind die Einhaltung der chirurgischen Grundprinzipien, ein optimiertes Narkosemanagement sowie eine standardisierte und hochwertige Vor- und Nachbereitung des Patienten (Brown et al. 1997, Beal et al. 2000, Tobias 2012, Bergstrom et al. 2016, Winkels 2016). Ein Standardprotokoll, das für jeden chirurgischen Patienten genutzt wird, ist hilfreich (Bergstrom et al. 2016). Entscheidend für das Wundinfektionsrisiko ist neben der Klassifizierung der chirurgischen Wunde von sauber bis infiziert auch die Einschätzung des Gesamtzustandes des Patienten. Hierfür kann die Bestimmung der ASA-Klasse hilfreich sein. Bereits im Vorfeld sollten die geschätzte OP- und Narkosedauer in die Kalkulation einbezogen werden. Ergibt sich hieraus ein deutlich erhöhtes Risiko für postoperative Wundinfektionen, so wird eine evidenzbasierte antibiotische Infektionsprophylaxe betrieben.

BT - Kleintierpraxis CY - Hannover DA - 10/2022 DO - 10.2377/0023-2076-67-560 ET - 10 LA - German N2 -

Der Einsatz von Antibiotika in der Tiermedizin wird zunehmend kritisch diskutiert. Insbesondere die bedenkliche Zunahme multiresistenter Keime, deren Vormarsch in einem direkten Zusammenhang mit übermäßigem und unsachgemäßem Einsatz von Antibiotika steht, erfordert neue Handlungsweisen im Umgang mit Antibiotika (Allerton et al. 2021, WHO 2021b). Aktuell verabreichen laut Umfragen über 80 % aller Veterinäre Antibiotika im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen (Hardefeldt et al. 2017, Van Cleven et al. 2018, Gomez-Beltran et al. 2021). Diese Studien zeigen, dass subkutane Depotpräparate zu variablen Zeitpunkten, teilweise erst nach Abschluss des Eingriffs, verwendet werden (Weese und Halling 2006). Aktuelle Empfehlungen besagen, dass eine Antibiotikaprophylaxe durch die Gabe von Cefazolin (20–25 mg/kg) intravenös innerhalb von zwei Stunden vor Hautschnitt verabreicht werden sollte (Tobias 2012, Allegranzi et al. 2016a, Cagnardi et al. 2018). Eine Fortführung der Verabreichung über den perioperativen Zeitraum hinaus ist bei rein prophylaktischer Gabe nicht nur unnötig, sondern kann sogar schädlich sein (Allegranzi et al. 2016b, Eckmann 2021). Wird jedoch im Rahmen des chirurgischen Eingriffs eine bakterielle Infektion nachgewiesen, so schließt sich eine therapeutische Verabreichung an. Werden Antibiotika bereits deutlich vor einer Operation begonnen, so selektiert man auf resistente Keime, die postoperativ hochproblematisch sein können. Immunkompetente Patienten, die eine saubere Operation durchlaufen, benötigen oftmals keine Antibiotikaprophylaxe. Das Risiko für postoperative Wundheilungsstörungen hängt von mehreren Faktoren ab und sollte bereits im Vorfeld möglichst genau berücksichtigt werden. Entscheidend für die Prävention postoperativer Wundheilungsstörungen sind die Einhaltung der chirurgischen Grundprinzipien, ein optimiertes Narkosemanagement sowie eine standardisierte und hochwertige Vor- und Nachbereitung des Patienten (Brown et al. 1997, Beal et al. 2000, Tobias 2012, Bergstrom et al. 2016, Winkels 2016). Ein Standardprotokoll, das für jeden chirurgischen Patienten genutzt wird, ist hilfreich (Bergstrom et al. 2016). Entscheidend für das Wundinfektionsrisiko ist neben der Klassifizierung der chirurgischen Wunde von sauber bis infiziert auch die Einschätzung des Gesamtzustandes des Patienten. Hierfür kann die Bestimmung der ASA-Klasse hilfreich sein. Bereits im Vorfeld sollten die geschätzte OP- und Narkosedauer in die Kalkulation einbezogen werden. Ergibt sich hieraus ein deutlich erhöhtes Risiko für postoperative Wundinfektionen, so wird eine evidenzbasierte antibiotische Infektionsprophylaxe betrieben.

PB - M. & H. Schaper GmbH PP - Hannover PY - 2022 SP - 560 EP - 579 T1 - Antibiotika in der Kleintierchirurgie T2 - Kleintierpraxis TI - Antibiotika in der Kleintierchirurgie TT - Use of antibiotics in small animal surgery VL - 67 SN - 0023-2076 ER -