TY - JOUR KW - Inhalationsanästhesie KW - Trägergas KW - schmerzinduzierte Reaktion KW - Tierschutz AU - J Rüdebusch AU - S Kästner AU - K-H Waldmann AU - M Wendt AU - A von Altrock AB -

Seit dem Erlass der Ferkelbetäubungssachkundeverordnung im Januar 2020 wurden in vielen deutschen Ferkelproduktionsbetrieben mobile Narkosegeräte zur Kastration unter acht Tage alter Saugferkel implementiert. Frühere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass durch die eingeschränkte individuelle Steuerbarkeit nicht bei allen Ferkeln eine ausreichende Narkosetiefe für eine schmerzfreie Kastration erreicht wird. In einer zweiteiligen Studie wurde zunächst gewichtsabhängig die Narkosegasanflutungszeit unter Verwendung von 5 Vol.-% Isofluran in Sauerstoff bzw. in Raumluft entsprechend der Bedingungen der automatisierten Narkosegeräte bestimmt, die zum Ausbleiben des schmerzinduzierten Zwischenklauenreflexes führte. Diese Anflutungszeit wurde im zweiten Teil der Studie auf ihre Effektivität bei der Kastration überprüft und bei Bedarf angepasst. Parameter für die Schmerzdetektion waren Abwehrbewegungen, Pulsfrequenzänderungen und EEG-Messergebnisse.

Die im ersten Teil ermittelten Anflutungszeiten führten, unabhängig vom verwendeten Trägergas, zu keiner ausreichenden Anästhesietiefe bei der Kastration. Trotz Verlängerung der Anflutungszeit um jeweils 10 s auf insgesamt 100–115 s in Abhängigkeit vom Ferkelgewicht wurden bei bis zu 20,0 % (Isofluran-Raumluft) bzw. 36,4 % (Isofluran-Sauerstoff) der Ferkel einzelner Gewichtsklassen Abwehrreaktionen während der Kastration festgestellt.

Die alleinige Prüfung des Zwischenklauenreflexes erwies sich als nicht geeignet, um eine ausreichende Anästhesietiefe für die Kastration zu sichern. Bei Verwendung von Isofluran/Raumluft wurden Atemstillstände ab einer Anflutungsdauer von 100 s beobachtet. Generell führte die Isoflurannarkose zu einem deutlichen Pulsfrequenzabfall. Die EEG-Messungen führten zu keiner zuverlässigen Bestimmung der Narkosetiefe und der Schmerzempfindung.

Da trotz Isoflurananflutungszeiten von bis zu 115 s keine vollständige Analgesie während der Kastration erreicht wurde, erfüllen mobile Ferkelnarkosegeräte, die mit Anflutungszeiten von 85 s arbeiten, nicht die Forderungen des Tierschutzgesetzes.
 

BT - Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift CY - Hannover DA - 04/2022 DO - 10.2376/1439-0299-2022-1 LA - German N2 -

Seit dem Erlass der Ferkelbetäubungssachkundeverordnung im Januar 2020 wurden in vielen deutschen Ferkelproduktionsbetrieben mobile Narkosegeräte zur Kastration unter acht Tage alter Saugferkel implementiert. Frühere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass durch die eingeschränkte individuelle Steuerbarkeit nicht bei allen Ferkeln eine ausreichende Narkosetiefe für eine schmerzfreie Kastration erreicht wird. In einer zweiteiligen Studie wurde zunächst gewichtsabhängig die Narkosegasanflutungszeit unter Verwendung von 5 Vol.-% Isofluran in Sauerstoff bzw. in Raumluft entsprechend der Bedingungen der automatisierten Narkosegeräte bestimmt, die zum Ausbleiben des schmerzinduzierten Zwischenklauenreflexes führte. Diese Anflutungszeit wurde im zweiten Teil der Studie auf ihre Effektivität bei der Kastration überprüft und bei Bedarf angepasst. Parameter für die Schmerzdetektion waren Abwehrbewegungen, Pulsfrequenzänderungen und EEG-Messergebnisse.

Die im ersten Teil ermittelten Anflutungszeiten führten, unabhängig vom verwendeten Trägergas, zu keiner ausreichenden Anästhesietiefe bei der Kastration. Trotz Verlängerung der Anflutungszeit um jeweils 10 s auf insgesamt 100–115 s in Abhängigkeit vom Ferkelgewicht wurden bei bis zu 20,0 % (Isofluran-Raumluft) bzw. 36,4 % (Isofluran-Sauerstoff) der Ferkel einzelner Gewichtsklassen Abwehrreaktionen während der Kastration festgestellt.

Die alleinige Prüfung des Zwischenklauenreflexes erwies sich als nicht geeignet, um eine ausreichende Anästhesietiefe für die Kastration zu sichern. Bei Verwendung von Isofluran/Raumluft wurden Atemstillstände ab einer Anflutungsdauer von 100 s beobachtet. Generell führte die Isoflurannarkose zu einem deutlichen Pulsfrequenzabfall. Die EEG-Messungen führten zu keiner zuverlässigen Bestimmung der Narkosetiefe und der Schmerzempfindung.

Da trotz Isoflurananflutungszeiten von bis zu 115 s keine vollständige Analgesie während der Kastration erreicht wurde, erfüllen mobile Ferkelnarkosegeräte, die mit Anflutungszeiten von 85 s arbeiten, nicht die Forderungen des Tierschutzgesetzes.
 

PB - Schlütersche Fachmedien GmbH PP - Hannover PY - 2022 EP - 1–13 T1 - Untersuchung zur Optimierung der automatisierten Isoflurannarkose für die Durchführung einer sicheren, schmerzlosen Kastration von männlichen Saugferkeln T2 - Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift TI - Untersuchung zur Optimierung der automatisierten Isoflurannarkose für die Durchführung einer sicheren, schmerzlosen Kastration von männlichen Saugferkeln TT - Investigation into the optimization of automated isoflurane anesthesia for the performance of safe, painless castration of male suckling pigs VL - 135 SN - 1439-0299 ER -