TY - JOUR KW - Harn-pH KW - Kationen-Anionen-Bilanz KW - Struvit KW - Urolithiasis KW - Zystitis AU - N Gresner AU - S Scheib AU - J Lingens AU - J Hankel AB - Der Besitzer eines zwei Jahre alten, männlich kastrierten Minischweins bat um eine Futteranalyse aufgrund von anhaltenden Harnabsatzbeschwerden bei seinem Tier. Das Minischwein zeigte eine zögerliche Futteraufnahme und Anzeichen einer Zystitis mit langsam tröpfelndem Harnabsatz unter starken Schmerzen und Pressen auf Harn. Ein zweites, ebenfalls männlich kastriertes Minischwein zeigte bei identischem Futterangebot keine klinischen Symptome. Die trockenchemische Laboruntersuchung einer Harnprobe des erkrankten Tieres ergab einen pH-Wert von 9 und eine Proteinurie. Die mikroskopische Untersuchung des Harnsediments bestätigte eine jeweils hochgradige Bakteriurie und Hämaturie, während eine kulturelle Untersuchung des Harns nicht veranlasst wurde. Außerdem ließen sich Struvitkristalle nachweisen, makroskopisch sichtbare Konkremente waren nicht vorhanden. Daraufhin wurde von der Haustierarztpraxis eine antibiotische Behandlung verordnet, durch die sich das Allgemeinbefinden des Minischweins verbesserte. Die Ration bestand vor der Behandlung zu zwei Dritteln aus einem in Wasser eingeweichten Schrot für niedertragende Sauen, dessen Zusammensetzung unbekannt war, und zu einem Drittel aus Haferflocken. Außerdem erhielten die Tiere Obst und Gemüse. Bei der chemischen Analyse des Futters für Sauen fiel eine hohe Kationen-Anionen-Bilanz (KAB) von 1.121 mmol/kg Trockenmasse (TM) auf. Die Annahme einer alleinigen Fütterung dieses Futters führte zu einem geschätzten Harn-pH von 13,4 und in Kombination mit Haferflocken im Verhältnis 2:1 zu einem pH von 9,9. Der gemessene Harn-pH-Wert von 9 resultierte daher vermutlich aus der hohen KAB und erleichterte womöglich die Bildung von Kristallen im Harn. Da auch kleine Kristalle die Blasenmukosa schädigen können, könnte dies das Minischwein für eine Zystitis prädisponiert haben. Die Struvitkristalle bildeten sich vermutlich infolge der metabolischen Aktivität ureasepositiver Bakterien. Weder kann ausgeschlossen werden, dass die Struvitkristalle zunächst bereits aufgrund des hohen pH-Werts ausfielen, noch dass die Ureaseaktivität selbst zur Alkalisierung des Harns beitrug. Bereits während der antibiotischen Behandlung ersetzte der Besitzer das Futter für Sauen durch ein kommerzielles „Müsli“ bzw. Mischfutter für Minischweine, welches eine niedrigere KAB aufwies sowie ansäuernd wirkende Bestandteile und Futtermittelzusatzstoffe enthielt. Nach Behandlungsende wies der Harn einen pH-Wert von 7 auf und das Minischwein zeigte keine klinischen Symptome einer Zystitis mehr. Der Fall wurde über einen Zeitraum von fünf Monaten nach der Behandlung weiterverfolgt. In dieser Zeit wurde kein Rezidiv beobachtet. BT - Der Praktische Tierarzt CY - Hannover DA - 04/2021 DO - 10.2376/0032-681X-2117 ET - 4 LA - German N2 - Der Besitzer eines zwei Jahre alten, männlich kastrierten Minischweins bat um eine Futteranalyse aufgrund von anhaltenden Harnabsatzbeschwerden bei seinem Tier. Das Minischwein zeigte eine zögerliche Futteraufnahme und Anzeichen einer Zystitis mit langsam tröpfelndem Harnabsatz unter starken Schmerzen und Pressen auf Harn. Ein zweites, ebenfalls männlich kastriertes Minischwein zeigte bei identischem Futterangebot keine klinischen Symptome. Die trockenchemische Laboruntersuchung einer Harnprobe des erkrankten Tieres ergab einen pH-Wert von 9 und eine Proteinurie. Die mikroskopische Untersuchung des Harnsediments bestätigte eine jeweils hochgradige Bakteriurie und Hämaturie, während eine kulturelle Untersuchung des Harns nicht veranlasst wurde. Außerdem ließen sich Struvitkristalle nachweisen, makroskopisch sichtbare Konkremente waren nicht vorhanden. Daraufhin wurde von der Haustierarztpraxis eine antibiotische Behandlung verordnet, durch die sich das Allgemeinbefinden des Minischweins verbesserte. Die Ration bestand vor der Behandlung zu zwei Dritteln aus einem in Wasser eingeweichten Schrot für niedertragende Sauen, dessen Zusammensetzung unbekannt war, und zu einem Drittel aus Haferflocken. Außerdem erhielten die Tiere Obst und Gemüse. Bei der chemischen Analyse des Futters für Sauen fiel eine hohe Kationen-Anionen-Bilanz (KAB) von 1.121 mmol/kg Trockenmasse (TM) auf. Die Annahme einer alleinigen Fütterung dieses Futters führte zu einem geschätzten Harn-pH von 13,4 und in Kombination mit Haferflocken im Verhältnis 2:1 zu einem pH von 9,9. Der gemessene Harn-pH-Wert von 9 resultierte daher vermutlich aus der hohen KAB und erleichterte womöglich die Bildung von Kristallen im Harn. Da auch kleine Kristalle die Blasenmukosa schädigen können, könnte dies das Minischwein für eine Zystitis prädisponiert haben. Die Struvitkristalle bildeten sich vermutlich infolge der metabolischen Aktivität ureasepositiver Bakterien. Weder kann ausgeschlossen werden, dass die Struvitkristalle zunächst bereits aufgrund des hohen pH-Werts ausfielen, noch dass die Ureaseaktivität selbst zur Alkalisierung des Harns beitrug. Bereits während der antibiotischen Behandlung ersetzte der Besitzer das Futter für Sauen durch ein kommerzielles „Müsli“ bzw. Mischfutter für Minischweine, welches eine niedrigere KAB aufwies sowie ansäuernd wirkende Bestandteile und Futtermittelzusatzstoffe enthielt. Nach Behandlungsende wies der Harn einen pH-Wert von 7 auf und das Minischwein zeigte keine klinischen Symptome einer Zystitis mehr. Der Fall wurde über einen Zeitraum von fünf Monaten nach der Behandlung weiterverfolgt. In dieser Zeit wurde kein Rezidiv beobachtet. PB - Schlütersche Fachmedien GmbH PP - Hannover PY - 2021 SP - 399 EP - 407 T1 - Überprüfung der Ration eines Minischweins mit Zystitis T2 - Der Praktische Tierarzt TI - Überprüfung der Ration eines Minischweins mit Zystitis TT - Assessment of the ration fed to a minipig with cystitis VL - 102 SN - 0032-681X ER -