TY - JOUR KW - Infektionsquelle KW - Nutztiere KW - Lebensmittel KW - Antibiotikaresisten AU - H Sharp AU - L Valentin AU - J Fischer AU - B Guerra AU - B Appel AU - A Käsbohrer AB - Im Jahre 2011 hat die EFSA die Risiken für den Verbraucher durch ESBL-/AmpC-bildende Keime in Lebensmitteln und Lebensmittel liefernden Tieren bewertet. Die Mensch-zu-Mensch-Übertragung in Krankenhäusern und in der Allgemeinbevölkerung wurde zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich für die Verbreitung von ESBL-bildenden E. coli verantwortlich gemacht. ESBL-/AmpC-bildende E. coli sind in Deutschland, wie in vielen Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft, bei Lebensmittel liefernden Tieren und tierischen Lebensmitteln weitverbreitet. Eine Abschätzung der Bedeutung Lebensmittel liefernder Tiere als Reservoir für ESBL-/AmpC-bildende E. coli sowie für die ESBL-kodierenden Resistenzgene muss die beobachtete Heterogenität in den Resistenzgenen, Plasmiden und Keimen bei Tieren, Lebensmitteln und beim Menschen berücksichtigen. Hierbei müssen die klonale Ausbreitung von Keimen und Aspekte des horizontalen Gentransfers von Resistenzgenen, z. B. über Plasmide, betrachtet werden. Während niederländische Studien vorwiegend Geflügel als wichtiges Reservoir identifiziert hatten, zeigt eine Studie aus Dänemark einen Transfer von ESBL-Gene tragenden Resistenzplasmiden auf den Tierhalter ausgehend von Schweinen. Erste Quantifizierungsansätze zur Bedeutung von Nutztieren als Reservoir für ESBL-bildende E. coli in Deutschland zeigen, dass sich die Anteile der häufigsten ESBL-Gene bei E. coli-Isolaten von Tieren und Menschen deutlich unterscheiden. Werden auch Eigenschaften der Bakterienstämme berücksichtigt, wie z. B. die phänotypischen Resistenzen gegen verschiedene Antibiotikaklassen, zeigt nur ein kleiner Anteil der Isolate vom Menschen vergleichbare Muster mit Isolaten vom Tier. Die bisherigen Ergebnisse machen auch deutlich, dass bestimmte ESBL-Typen bei allen betrachteten Nutztiergruppen vorkommen. Derzeit kann die überwiegende Mehrzahl der Besiedelungen des Menschen mit ESBL-bildenden E. coli nicht über die Tierhaltung und Lebensmittel liefernde Tiere erklärt werden. Dies verdeutlicht, dass die Übertragungswege komplexer sind und weitere Reservoire und Infektionsquellen, einschließlich der Interaktion zwischen Menschen, zukünftig Berücksichtigung finden müssen. BT - Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift C1 - {"oldId":81237,"title":"Absch\u00e4tzung des Transfers von ESBL-bildenden Escherichia coli zum Menschen f\u00fcr Deutschland","topline":"Open Access BMTW | Themenheft Antibiotikaresistenzen","teaserText":"Estimation of the transfer of ESBL-producing Escherichia coli to humans in Germany","content":"

Zusammenfassung<\/span>
Im Jahre 2011 hat die EFSA die Risiken f\u00fcr den Verbraucher durch ESBL-\/AmpC-bildende Keime in Lebensmitteln und Lebensmittel liefernden Tieren bewertet. Die Mensch-zu-Mensch-\u00dcbertragung in Krankenh\u00e4usern und in der Allgemeinbev\u00f6lkerung wurde zu diesem Zeitpunkt haupts\u00e4chlich f\u00fcr die Verbreitung von ESBL-bildenden E. coli verantwortlich gemacht. ESBL-\/AmpC-bildende E. coli sind in Deutschland, wie in vielen Mitgliedsstaaten der Europ\u00e4ischen Gemeinschaft, bei Lebensmittel liefernden Tieren und tierischen Lebensmitteln weitverbreitet. Eine Absch\u00e4tzung der Bedeutung Lebensmittel liefernder Tiere als Reservoir f\u00fcr ESBL-\/AmpC-bildende E. coli sowie f\u00fcr die ESBL-kodierenden Resistenzgene muss die beobachtete Heterogenit\u00e4t in den Resistenzgenen, Plasmiden und Keimen bei Tieren, Lebensmitteln und beim Menschen ber\u00fccksichtigen. Hierbei m\u00fcssen die klonale Ausbreitung von Keimen und Aspekte des horizontalen Gentransfers von Resistenzgenen, z. B. \u00fcber Plasmide, betrachtet werden. W\u00e4hrend niederl\u00e4ndische Studien vorwiegend Gefl\u00fcgel als wichtiges Reservoir identifiziert hatten, zeigt eine Studie aus D\u00e4nemark einen Transfer von ESBL-Gene tragenden Resistenzplasmiden auf den Tierhalter ausgehend von Schweinen. Erste Quantifizierungsans\u00e4tze zur Bedeutung von Nutztieren als Reservoir f\u00fcr ESBL-bildende E. coli in Deutschland zeigen, dass sich die Anteile der h\u00e4ufigsten ESBL-Gene bei E. coli-Isolaten von Tieren und Menschen deutlich unterscheiden. Werden auch Eigenschaften der Bakterienst\u00e4mme ber\u00fccksichtigt, wie z. B. die ph\u00e4notypischen Resistenzen gegen verschiedene Antibiotikaklassen, zeigt nur ein kleiner Anteil der Isolate vom Menschen vergleichbare Muster mit Isolaten vom Tier. Die bisherigen Ergebnisse machen auch deutlich, dass bestimmte ESBL-Typen bei allen betrachteten Nutztiergruppen vorkommen. Derzeit kann die \u00fcberwiegende Mehrzahl der Besiedelungen des Menschen mit ESBL-bildenden E. coli nicht \u00fcber die Tierhaltung und Lebensmittel liefernde Tiere erkl\u00e4rt werden. Dies verdeutlicht, dass die \u00dcbertragungswege komplexer sind und weitere Reservoire und Infektionsquellen, einschlie\u00dflich der Interaktion zwischen Menschen, zuk\u00fcnftig Ber\u00fccksichtigung finden m\u00fcssen.<\/p>

Schl\u00fcsselw\u00f6rter: <\/span> Infektionsquelle, Nutztiere, Lebensmittel, Antibiotikaresisten<\/p>

Summary<\/span>
In 2011 EFSA has evaluated the risk for the consumer caused by ESBL-\/AmpC-producing bacteria in food of animal origin and in livestock animals. Human-to-human transfer in hospitals and in the community was considered as the most relevant route of transmission for ESBL-producing E. coli. ESBL-\/AmpC-producing E. coli are in Germany, as in many other Member States of the European Union, widely spread in food of animal origin and in livestock animals. In an assessment of the relevance of livestock animals as reservoir for ESBL-\/AmpC-producing E. coli as well as for ESBL-coding resistance genes the heterogeneity of the resistance genes, plasmids and bacteria in animals, foods and humans needs to be considered. In this context, both, the clonal spread of bacteria as well as horizontal transfer of resistance genes, e. g. by plasmids, have to be analyzed. Whereas studies in the Netherlands identified poultry as the most relevant reservoir, the transfer of ESBL-gene carrying plasmids from pigs to the farmers was demonstrated in Denmark. First attempts to quantify the relevance of livestock animals as reservoir for ESBL-producing E. coli in Germany showed, that the proportions of the most frequent ESBL-resistance genes are quite different between animal and human derived E. coli isolates. If in addition properties of the bacterial cells, e.g. resistance to several antibiotic classes are considered, only a small proportion of human isolates showed the same patterns as animal isolates. The results achieved so far demonstrate that certain ESBL-types are prevalent in all livestock populations investigated. Currently, the majority of cases of colonizations with ESBL-producing E. coli among humans cannot be directly linked to livestock and food-producing animals as reservoirs. This reflects that transmission routes are more complex and other reservoirs and sources including human-human interactions have to be taken into consideration.<\/p>

Keywords: <\/span> source attribution, livestock, food, antimicrobial resistance<\/p>","categories":["Open Access","Tier\u00e4rztliche Wochenschrift","Abostufe BMTW","Fachartikel","Abostufe frei"],"fromDate":"Sep 17, 2014 7:45:24 AM","oldUrls":["http:\/\/vetline.de\/abschaetzung-des-transfers-von-esbl-bildenden-escherichia-coli-zum-menschen-fuer-deutschland\/150\/3216\/81237","http:\/\/vetline.de\/abschaetzung-des-transfers-von-esbl-bildenden-escherichia-coli-zum-menschen-fuer-deutschland\/150\/3130\/81237"],"doiLanguage":"deutsch","doiProductFormat":"online","doiPublisher":"Schl\u00fctersche Verlagsgeselalschaft mbH & Co. KG","doiSerialWorkTitle":"Berliner und M\u00fcnchener Tier\u00e4rztliche Wochenschrift","doiDocumentUri":"http:\/\/cf01.vetline.schluetersche.de\/files\/smfiledata\/3\/9\/8\/3\/3\/7\/14060_OA_Sharp_E_coli.pdf","doiSource":"Berl M\u00fcnch Tier\u00e4rztl Wochenschr 127","doiissn":"0005-9366","doiNr":"10.2376\/0005-936-127-464","doiFirstPage":"464","doiLastPage":"477","doiTransmitted":true,"doiAuthor":"Sharp H, Valentin L, Fischer J, Guerra B, Appel B, K\u00e4sbohrer A","pdf":{"path":"http:\/\/data\/BMW_2014_11_12_0464_onl300.pdf","title":"4_OA-BMTW_Absch\u00e4tzung des Transfers von ESBL-bildenden Escherichia coli zum Menschen f\u00fcr Deutschland","description":"Im Jahre 2011 hat die EFSA die Risiken f\u00fcr den Verbraucher durch ESBL-\/AmpCbildende\r\nKeime in Lebensmitteln und Lebensmittel liefernden Tieren bewertet.\r\nDie Mensch-zu-Mensch-\u00dcbertragung in Krankenh\u00e4usern und in der Allgemeinbev\u00f6lkerung\r\nwurde zu diesem Zeitpunkt haupts\u00e4chlich f\u00fcr die Verbreitung von\r\nESBL-bildenden E. coli verantwortlich gemacht. ESBL-\/AmpC-bildende E. coli sind\r\nin Deutschland, wie in vielen Mitgliedsstaaten der Europ\u00e4ischen Gemeinschaft, bei\r\nLebensmittel liefernden Tieren und tierischen Lebensmitteln weitverbreitet. Eine\r\nAbsch\u00e4tzung der Bedeutung Lebensmittel liefernder Tiere als Reservoir f\u00fcr ESBL-\/\r\nAmpC-bildende E. coli sowie f\u00fcr die ESBL-kodierenden Resistenzgene muss die\r\nbeobachtete Heterogenit\u00e4t in den Resistenzgenen, Plasmiden und Keimen bei\r\nTieren, Lebensmitteln und beim Menschen ber\u00fccksichtigen. Hierbei m\u00fcssen die\r\nklonale Ausbreitung von Keimen und Aspekte des horizontalen Gentransfers von\r\nResistenzgenen, z. B. \u00fcber Plasmide, betrachtet werden. W\u00e4hrend niederl\u00e4ndische\r\nStudien vorwiegend Gefl\u00fcgel als wichtiges Reservoir identifiziert hatten, zeigt eine\r\nStudie aus D\u00e4nemark einen Transfer von ESBL-Gene tragenden Resistenzplasmiden\r\nauf den Tierhalter ausgehend von Schweinen. Erste Quantifizierungsans\u00e4tze zur\r\nBedeutung von Nutztieren als Reservoir f\u00fcr ESBL-bildende E. coli in Deutschland\r\nzeigen, dass sich die Anteile der h\u00e4ufigsten ESBL-Gene bei E. coli-Isolaten von Tieren\r\nund Menschen deutlich unterscheiden. Werden auch Eigenschaften der Bakterienst\u00e4mme\r\nber\u00fccksichtigt, wie z. B. die ph\u00e4notypischen Resistenzen gegen verschiedene\r\nAntibiotikaklassen, zeigt nur ein kleiner Anteil der Isolate vom Menschen\r\nvergleichbare Muster mit Isolaten vom Tier. Die bisherigen Ergebnisse machen\r\nauch deutlich, dass bestimmte ESBL-Typen bei allen betrachteten Nutztiergruppen\r\nvorkommen. Derzeit kann die \u00fcberwiegende Mehrzahl der Besiedelungen des\r\nMenschen mit ESBL-bildenden E. coli nicht \u00fcber die Tierhaltung und Lebensmittel\r\nliefernde Tiere erkl\u00e4rt werden. Dies verdeutlicht, dass die \u00dcbertragungswege\r\nkomplexer sind und weitere Reservoire und Infektionsquellen, einschlie\u00dflich der\r\nInteraktion zwischen Menschen, zuk\u00fcnftig Ber\u00fccksichtigung finden m\u00fcssen."},"authors":[{"firstName":"H","middleName":"","lastName":"Sharp"},{"firstName":"L","middleName":"","lastName":"Valentin"},{"firstName":"J","middleName":"","lastName":"Fischer"},{"firstName":"B","middleName":"","lastName":"Guerra"},{"firstName":"B","middleName":"","lastName":"Appel"},{"firstName":"A","middleName":"","lastName":"K\u00e4sbohrer"}],"contentOptimised":"

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Im Jahre 2011 hat die EFSA die Risiken f\u00fcr den Verbraucher durch ESBL-\/AmpC-bildende Keime in Lebensmitteln und Lebensmittel liefernden Tieren bewertet. Die Mensch-zu-Mensch-\u00dcbertragung in Krankenh\u00e4usern und in der Allgemeinbev\u00f6lkerung wurde zu diesem Zeitpunkt haupts\u00e4chlich f\u00fcr die Verbreitung von ESBL-bildenden E. coli verantwortlich gemacht. ESBL-\/AmpC-bildende E. coli sind in Deutschland, wie in vielen Mitgliedsstaaten der Europ\u00e4ischen Gemeinschaft, bei Lebensmittel liefernden Tieren und tierischen Lebensmitteln weitverbreitet. Eine Absch\u00e4tzung der Bedeutung Lebensmittel liefernder Tiere als Reservoir f\u00fcr ESBL-\/AmpC-bildende E. coli sowie f\u00fcr die ESBL-kodierenden Resistenzgene muss die beobachtete Heterogenit\u00e4t in den Resistenzgenen, Plasmiden und Keimen bei Tieren, Lebensmitteln und beim Menschen ber\u00fccksichtigen. Hierbei m\u00fcssen die klonale Ausbreitung von Keimen und Aspekte des horizontalen Gentransfers von Resistenzgenen, z. B. \u00fcber Plasmide, betrachtet werden. W\u00e4hrend niederl\u00e4ndische Studien vorwiegend Gefl\u00fcgel als wichtiges Reservoir identifiziert hatten, zeigt eine Studie aus D\u00e4nemark einen Transfer von ESBL-Gene tragenden Resistenzplasmiden auf den Tierhalter ausgehend von Schweinen. Erste Quantifizierungsans\u00e4tze zur Bedeutung von Nutztieren als Reservoir f\u00fcr ESBL-bildende E. coli in Deutschland zeigen, dass sich die Anteile der h\u00e4ufigsten ESBL-Gene bei E. coli-Isolaten von Tieren und Menschen deutlich unterscheiden. Werden auch Eigenschaften der Bakterienst\u00e4mme ber\u00fccksichtigt, wie z. B. die ph\u00e4notypischen Resistenzen gegen verschiedene Antibiotikaklassen, zeigt nur ein kleiner Anteil der Isolate vom Menschen vergleichbare Muster mit Isolaten vom Tier. Die bisherigen Ergebnisse machen auch deutlich, dass bestimmte ESBL-Typen bei allen betrachteten Nutztiergruppen vorkommen. Derzeit kann die \u00fcberwiegende Mehrzahl der Besiedelungen des Menschen mit ESBL-bildenden E. coli nicht \u00fcber die Tierhaltung und Lebensmittel liefernde Tiere erkl\u00e4rt werden. Dies verdeutlicht, dass die \u00dcbertragungswege komplexer sind und weitere Reservoire und Infektionsquellen, einschlie\u00dflich der Interaktion zwischen Menschen, zuk\u00fcnftig Ber\u00fccksichtigung finden m\u00fcssen.<\/p>

Schl\u00fcsselw\u00f6rter:<\/strong> Infektionsquelle, Nutztiere, Lebensmittel, Antibiotikaresisten<\/p>

Summary<\/strong>
In 2011 EFSA has evaluated the risk for the consumer caused by ESBL-\/AmpC-producing bacteria in food of animal origin and in livestock animals. Human-to-human transfer in hospitals and in the community was considered as the most relevant route of transmission for ESBL-producing E. coli. ESBL-\/AmpC-producing E. coli are in Germany, as in many other Member States of the European Union, widely spread in food of animal origin and in livestock animals. In an assessment of the relevance of livestock animals as reservoir for ESBL-\/AmpC-producing E. coli as well as for ESBL-coding resistance genes the heterogeneity of the resistance genes, plasmids and bacteria in animals, foods and humans needs to be considered. In this context, both, the clonal spread of bacteria as well as horizontal transfer of resistance genes, e. g. by plasmids, have to be analyzed. Whereas studies in the Netherlands identified poultry as the most relevant reservoir, the transfer of ESBL-gene carrying plasmids from pigs to the farmers was demonstrated in Denmark. First attempts to quantify the relevance of livestock animals as reservoir for ESBL-producing E. coli in Germany showed, that the proportions of the most frequent ESBL-resistance genes are quite different between animal and human derived E. coli isolates. If in addition properties of the bacterial cells, e.g. resistance to several antibiotic classes are considered, only a small proportion of human isolates showed the same patterns as animal isolates. The results achieved so far demonstrate that certain ESBL-types are prevalent in all livestock populations investigated. Currently, the majority of cases of colonizations with ESBL-producing E. coli among humans cannot be directly linked to livestock and food-producing animals as reservoirs. This reflects that transmission routes are more complex and other reservoirs and sources including human-human interactions have to be taken into consideration.<\/p>

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Eine Absch\u00e4tzung der Bedeutung Lebensmittel liefernder Tiere als Reservoir f\u00fcr ESBL-\/AmpC-bildende E. coli sowie f\u00fcr die ESBL-kodierenden Resistenzgene muss die beobachtete Heterogenit\u00e4t in den Resistenzgenen, Plasmiden und Keimen bei Tieren, Lebensmitteln und beim Menschen ber\u00fccksichtigen. Hierbei m\u00fcssen die klonale Ausbreitung von Keimen und Aspekte des horizontalen Gentransfers von Resistenzgenen, z. B. \u00fcber Plasmide, betrachtet werden. W\u00e4hrend niederl\u00e4ndische Studien vorwiegend Gefl\u00fcgel als wichtiges Reservoir identifiziert hatten, zeigt eine Studie aus D\u00e4nemark einen Transfer von ESBL-Gene tragenden Resistenzplasmiden auf den Tierhalter ausgehend von Schweinen. Erste Quantifizierungsans\u00e4tze zur Bedeutung von Nutztieren als Reservoir f\u00fcr ESBL-bildende E. coli in Deutschland zeigen, dass sich die Anteile der h\u00e4ufigsten ESBL-Gene bei E. coli-Isolaten von Tieren und Menschen deutlich unterscheiden. 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