TY - JOUR AU - T Blaha AB - Die Neuorientierung der Lebensmittelsicherheitund die Konsequenzen daraus für die Primärproduktionerläutert Prof. Dr. Thomas Blaha. Bisheriges Vorgehen zur Gewährleistungeiner höchstmöglichenLebensmittelsicherheit bei Lebensmittelntierischen ... BT - Der Praktische Tierarzt C1 - {"oldId":71213,"title":"Auswirkungen des Paradigmenwechsels im Europ\u00e4ischen Lebensmittelrecht auf die Arbeit des praktizierenden Tierartes Thomas Blaha","teaserText":"Die Neuorientierung der Lebensmittelsicherheitund die Konsequenzen daraus f\u00fcr die Prim\u00e4rproduktionerl\u00e4utert Prof. Dr. Thomas Blaha. Bisheriges Vorgehen zur Gew\u00e4hrleistungeiner h\u00f6chstm\u00f6glichenLebensmittelsicherheit bei Lebensmittelntierischen ...","content":"

Die Neuorientierung der Lebensmittelsicherheitund die Konsequenzen daraus f\u00fcr die Prim\u00e4rproduktionerl\u00e4utert Prof. Dr. Thomas Blaha.

Bisheriges Vorgehen zur Gew\u00e4hrleistungeiner h\u00f6chstm\u00f6glichenLebensmittelsicherheit bei Lebensmittelntierischen UrsprungsDie traditionellen Instrumente der Lebensmittelsicherheitbei Fleisch undFleischprodukten, allen voran die amtlicheSchlachttier- und Fleischuntersuchung(gewachsen aus der um 1900 inDeutschland gesetzlich vorgeschriebenen\u201eFleischbeschau\u201c) und die stichproben-orientierten Lebensmittelkontrollenhaben dazu gef\u00fchrt, dass gegen Ende desletzten Jahrhunderts die klassischen lebensmittelassoziiertenGesundheitsrisikenwie die Tuberkulose, die Trichinelloseund der Bandwurmbefall so gut wiegetilgt wurden. Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte!Gleichzeitig aber sindneue bzw. vorher nicht wahrgenommenemit Lebensmitteln in Verbindung stehendeRisiken entstanden bzw. in den Vordergrundgetreten, deren Erstauftretenbzw. Erstfeststellung in der Regel alsSkandale empfunden wurden. Insbesondereder \u201eFall\u201c BSE hat zusammen mitden anderen \u201eSkandalen\u201c (Dioxin, Nitrofen,MPA und immer wieder Salmonellen)zu einem drastischen Verlust desVerbrauchervertrauens in die Sicherheitvon Lebensmitteln gef\u00fchrt. Hat dieWachsamkeit bei der amtlichen Fleischuntersuchungund bei den Lebensmittelkontrollennachgelassen? \u2013 Die Antwortist eindeutig: Nein. Wenn es also nicht diefehlende Sorgfalt bei der Durchf\u00fchrungder bisher bew\u00e4hrten Instrumente zurSchaffung der Lebensmittelsicherheit ist,was sind dann die Gr\u00fcnde f\u00fcr die scheinbarebzw. \u201egef\u00fchlte\u201c Verschlechterungder Lebensmittelsicherheit? Zum erstenhandelt es sich bei nahezu allen heuteauftretenden Risiken (BSE, Dioxin, Salmonellen,resistente Bakterien u. v. am.)um Infektionen und Kontaminationen,die beim lebenden Tier keine erkennbarenKrankheitssymptome und beimSchlachtk\u00f6rper keine makroskopischsichtbaren pathologisch-anatomischenVer\u00e4nderungen hervorrufen \u2013 damitk\u00f6nnen die Ma\u00dfnahmen \u201eLebendbeschau\u201cder Schlachttiere und \u201eFleischuntersuchung\u201cder Schlachtk\u00f6rper undOrgane die heute im Vordergrund stehendenRisiken, auch wenn sie noch soakribisch durchgef\u00fchrt werden, nicht erkennen.Zum zweiten k\u00f6nnen die aufstandardisierten Stichproben basierendenLebensmittelkontrollen bei Endproduktennur sehr \u201ezuf\u00e4llig\u201c Krankheitserregerund R\u00fcckst\u00e4nde entdecken, unddies auch nur, wenn auf das im Produktvorhandene Risiko \u00fcberhaupt untersuchtwird \u2013 selbst drastisch erh\u00f6hteStichprobengr\u00f6\u00dfen sind ohne eine risikoorientierteund auf Hersteller oder Chargenkonzentrierte Beprobung nicht in derLage, alle zu beanstandenden Produkteaus der Lebensmittelkette herauszunehmen,insbesondere nicht in den F\u00e4llen, indenen das Untersuchungsergebnis erstTage nach der Probennahme erh\u00e4ltlich istund die Produkte bereits verzehrt sind.Insgesamt muss festgestellt werden, dasssowohl die bisherige Schlachttier- undFleischuntersuchung als auch die Lebensmittelkontrollenvom gesellschaftlichenAuftrag \u201egesundheitlich bedenklicheLebensmittel vom Verzehr auszuschlie\u00dfen\u201cgepr\u00e4gt sind. Selbst wenn siein der Lage w\u00e4ren, alle zu beanstandendenLebensmittel vom Verzehr auszuschlie\u00dfen(was sie nicht sind), bliebe einweiterer Mangel bestehen: die Herausnahmevon nicht genusstauglichen Produktenaus der Lebensmittelkette ist nursehr eingeschr\u00e4nkt in der Lage, Verbesserungenbei den Ursachen in den Produktionsprozessen,die zu den M\u00e4ngelngef\u00fchrt haben, auszul\u00f6sen und hat daherim Grunde genommen keine pr\u00e4ventiveWirkung.<\/p>","categories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Fachartikel","Nutztier"],"fromDate":"Aug 10, 2006 12:00:00 AM","toDate":"Dec 31, 2050 12:00:00 AM","oldUrls":["http:\/\/vetline.de\/9282274\/150\/3230\/71213"],"doiLanguage":"deutsch","doiProductFormat":"Online","doiPublisher":"Schl\u00fctersche Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG","doiSerialWorkTitle":"Prakt Tierarzt","doiDocumentUri":"http:\/\/www.vetline.de\/9282274\/150\/3230\/71213","doiSource":"Praktischer Tierarzt 87: Ausgabe 8, Seite 639 \u0096 643 (2006)","doiFirstPage":"639","doiLastPage":"643","doiTransmitted":false,"doiAuthor":"Blaha T","pdf":{"path":"http:\/\/data\/dpt_2006_08_0639.pdf","title":"dpt_2006_08_0639.pdf","description":"Auswirkungen des Paradigmenwechsels im Europ\u00e4ischen Lebensmittelrecht auf die Arbeit des praktizierenden Tierartes Thomas Blaha"},"authors":[{"firstName":"T","middleName":"","lastName":"Blaha"}],"contentOptimised":"

Die Neuorientierung der Lebensmittelsicherheitund die Konsequenzen daraus f\u00fcr die Prim\u00e4rproduktionerl\u00e4utert Prof. Dr. Thomas Blaha.

Bisheriges Vorgehen zur Gew\u00e4hrleistungeiner h\u00f6chstm\u00f6glichenLebensmittelsicherheit bei Lebensmittelntierischen UrsprungsDie traditionellen Instrumente der Lebensmittelsicherheitbei Fleisch undFleischprodukten, allen voran die amtlicheSchlachttier- und Fleischuntersuchung(gewachsen aus der um 1900 inDeutschland gesetzlich vorgeschriebenen\u201eFleischbeschau\u201c) und die stichproben-orientierten Lebensmittelkontrollenhaben dazu gef\u00fchrt, dass gegen Ende desletzten Jahrhunderts die klassischen lebensmittelassoziiertenGesundheitsrisikenwie die Tuberkulose, die Trichinelloseund der Bandwurmbefall so gut wiegetilgt wurden. Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte!Gleichzeitig aber sindneue bzw. vorher nicht wahrgenommenemit Lebensmitteln in Verbindung stehendeRisiken entstanden bzw. in den Vordergrundgetreten, deren Erstauftretenbzw. Erstfeststellung in der Regel alsSkandale empfunden wurden. Insbesondereder \u201eFall\u201c BSE hat zusammen mitden anderen \u201eSkandalen\u201c (Dioxin, Nitrofen,MPA und immer wieder Salmonellen)zu einem drastischen Verlust desVerbrauchervertrauens in die Sicherheitvon Lebensmitteln gef\u00fchrt. Hat dieWachsamkeit bei der amtlichen Fleischuntersuchungund bei den Lebensmittelkontrollennachgelassen? \u2013 Die Antwortist eindeutig: Nein. Wenn es also nicht diefehlende Sorgfalt bei der Durchf\u00fchrungder bisher bew\u00e4hrten Instrumente zurSchaffung der Lebensmittelsicherheit ist,was sind dann die Gr\u00fcnde f\u00fcr die scheinbarebzw. \u201egef\u00fchlte\u201c Verschlechterungder Lebensmittelsicherheit? Zum erstenhandelt es sich bei nahezu allen heuteauftretenden Risiken (BSE, Dioxin, Salmonellen,resistente Bakterien u. v. am.)um Infektionen und Kontaminationen,die beim lebenden Tier keine erkennbarenKrankheitssymptome und beimSchlachtk\u00f6rper keine makroskopischsichtbaren pathologisch-anatomischenVer\u00e4nderungen hervorrufen \u2013 damitk\u00f6nnen die Ma\u00dfnahmen \u201eLebendbeschau\u201cder Schlachttiere und \u201eFleischuntersuchung\u201cder Schlachtk\u00f6rper undOrgane die heute im Vordergrund stehendenRisiken, auch wenn sie noch soakribisch durchgef\u00fchrt werden, nicht erkennen.Zum zweiten k\u00f6nnen die aufstandardisierten Stichproben basierendenLebensmittelkontrollen bei Endproduktennur sehr \u201ezuf\u00e4llig\u201c Krankheitserregerund R\u00fcckst\u00e4nde entdecken, unddies auch nur, wenn auf das im Produktvorhandene Risiko \u00fcberhaupt untersuchtwird \u2013 selbst drastisch erh\u00f6hteStichprobengr\u00f6\u00dfen sind ohne eine risikoorientierteund auf Hersteller oder Chargenkonzentrierte Beprobung nicht in derLage, alle zu beanstandenden Produkteaus der Lebensmittelkette herauszunehmen,insbesondere nicht in den F\u00e4llen, indenen das Untersuchungsergebnis erstTage nach der Probennahme erh\u00e4ltlich istund die Produkte bereits verzehrt sind.Insgesamt muss festgestellt werden, dasssowohl die bisherige Schlachttier- undFleischuntersuchung als auch die Lebensmittelkontrollenvom gesellschaftlichenAuftrag \u201egesundheitlich bedenklicheLebensmittel vom Verzehr auszuschlie\u00dfen\u201cgepr\u00e4gt sind. Selbst wenn siein der Lage w\u00e4ren, alle zu beanstandendenLebensmittel vom Verzehr auszuschlie\u00dfen(was sie nicht sind), bliebe einweiterer Mangel bestehen: die Herausnahmevon nicht genusstauglichen Produktenaus der Lebensmittelkette ist nursehr eingeschr\u00e4nkt in der Lage, Verbesserungenbei den Ursachen in den Produktionsprozessen,die zu den M\u00e4ngelngef\u00fchrt haben, auszul\u00f6sen und hat daherim Grunde genommen keine pr\u00e4ventiveWirkung.<\/p>","primaryLanguage":"","zusammenfassung":"

Die Neuorientierung der Lebensmittelsicherheitund die Konsequenzen daraus f\u00fcr die Prim\u00e4rproduktionerl\u00e4utert Prof. Dr. Thomas Blaha.

Bisheriges Vorgehen zur Gew\u00e4hrleistungeiner h\u00f6chstm\u00f6glichenLebensmittelsicherheit bei Lebensmittelntierischen UrsprungsDie traditionellen Instrumente der Lebensmittelsicherheitbei Fleisch undFleischprodukten, allen voran die amtlicheSchlachttier- und Fleischuntersuchung(gewachsen aus der um 1900 inDeutschland gesetzlich vorgeschriebenen\u201eFleischbeschau\u201c) und die stichproben-orientierten Lebensmittelkontrollenhaben dazu gef\u00fchrt, dass gegen Ende desletzten Jahrhunderts die klassischen lebensmittelassoziiertenGesundheitsrisikenwie die Tuberkulose, die Trichinelloseund der Bandwurmbefall so gut wiegetilgt wurden. Eine beeindruckende Erfolgsgeschichte!Gleichzeitig aber sindneue bzw. vorher nicht wahrgenommenemit Lebensmitteln in Verbindung stehendeRisiken entstanden bzw. in den Vordergrundgetreten, deren Erstauftretenbzw. Erstfeststellung in der Regel alsSkandale empfunden wurden. Insbesondereder \u201eFall\u201c BSE hat zusammen mitden anderen \u201eSkandalen\u201c (Dioxin, Nitrofen,MPA und immer wieder Salmonellen)zu einem drastischen Verlust desVerbrauchervertrauens in die Sicherheitvon Lebensmitteln gef\u00fchrt. Hat dieWachsamkeit bei der amtlichen Fleischuntersuchungund bei den Lebensmittelkontrollennachgelassen? \u2013 Die Antwortist eindeutig: Nein. Wenn es also nicht diefehlende Sorgfalt bei der Durchf\u00fchrungder bisher bew\u00e4hrten Instrumente zurSchaffung der Lebensmittelsicherheit ist,was sind dann die Gr\u00fcnde f\u00fcr die scheinbarebzw. \u201egef\u00fchlte\u201c Verschlechterungder Lebensmittelsicherheit? Zum erstenhandelt es sich bei nahezu allen heuteauftretenden Risiken (BSE, Dioxin, Salmonellen,resistente Bakterien u. v. am.)um Infektionen und Kontaminationen,die beim lebenden Tier keine erkennbarenKrankheitssymptome und beimSchlachtk\u00f6rper keine makroskopischsichtbaren pathologisch-anatomischenVer\u00e4nderungen hervorrufen \u2013 damitk\u00f6nnen die Ma\u00dfnahmen \u201eLebendbeschau\u201cder Schlachttiere und \u201eFleischuntersuchung\u201cder Schlachtk\u00f6rper undOrgane die heute im Vordergrund stehendenRisiken, auch wenn sie noch soakribisch durchgef\u00fchrt werden, nicht erkennen.Zum zweiten k\u00f6nnen die aufstandardisierten Stichproben basierendenLebensmittelkontrollen bei Endproduktennur sehr \u201ezuf\u00e4llig\u201c Krankheitserregerund R\u00fcckst\u00e4nde entdecken, unddies auch nur, wenn auf das im Produktvorhandene Risiko \u00fcberhaupt untersuchtwird \u2013 selbst drastisch erh\u00f6hteStichprobengr\u00f6\u00dfen sind ohne eine risikoorientierteund auf Hersteller oder Chargenkonzentrierte Beprobung nicht in derLage, alle zu beanstandenden Produkteaus der Lebensmittelkette herauszunehmen,insbesondere nicht in den F\u00e4llen, indenen das Untersuchungsergebnis erstTage nach der Probennahme erh\u00e4ltlich istund die Produkte bereits verzehrt sind.Insgesamt muss festgestellt werden, dasssowohl die bisherige Schlachttier- undFleischuntersuchung als auch die Lebensmittelkontrollenvom gesellschaftlichenAuftrag \u201egesundheitlich bedenklicheLebensmittel vom Verzehr auszuschlie\u00dfen\u201cgepr\u00e4gt sind. Selbst wenn siein der Lage w\u00e4ren, alle zu beanstandendenLebensmittel vom Verzehr auszuschlie\u00dfen(was sie nicht sind), bliebe einweiterer Mangel bestehen: die Herausnahmevon nicht genusstauglichen Produktenaus der Lebensmittelkette ist nursehr eingeschr\u00e4nkt in der Lage, Verbesserungenbei den Ursachen in den Produktionsprozessen,die zu den M\u00e4ngelngef\u00fchrt haben, auszul\u00f6sen und hat daherim Grunde genommen keine pr\u00e4ventiveWirkung.<\/p>","translatedTitle":"","abstractE":"Die Neuorientierung der Lebensmittelsicherheitund die Konsequenzen daraus f\u00fcr die Prim\u00e4rproduktionerl\u00e4utert Prof. Dr. Thomas Blaha. Bisheriges Vorgehen zur Gew\u00e4hrleistungeiner h\u00f6chstm\u00f6glichenLebensmittelsicherheit bei Lebensmittelntierischen ...","date":{"year":2006,"date":"08\/2006","accepted":"2006-08-10"},"volume":"87","openAccess":false,"journal":"Der Praktische Tierarzt","titleImageId":945,"pages":"639-643","redirects":["9282274\/150\/3230\/71213"],"tierartCategories":["Nutztier"],"artikelartCategories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Fachartikel"]} CY - Hannover DA - 08/2006 LA - German N2 - Die Neuorientierung der Lebensmittelsicherheitund die Konsequenzen daraus für die Primärproduktionerläutert Prof. Dr. Thomas Blaha. Bisheriges Vorgehen zur Gewährleistungeiner höchstmöglichenLebensmittelsicherheit bei Lebensmittelntierischen ... PB - Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG PP - Hannover PY - 2006 SP - 639 EP - 643 T1 - Auswirkungen des Paradigmenwechsels im Europäischen Lebensmittelrecht auf die Arbeit des praktizierenden Tierartes Thomas Blaha T2 - Der Praktische Tierarzt TI - Auswirkungen des Paradigmenwechsels im Europäischen Lebensmittelrecht auf die Arbeit des praktizierenden Tierartes Thomas Blaha VL - 87 ER -