TY - JOUR AU - M Wendt AU - J Zentek AU - P Wohlsein AU - S Wolf AU - S Egen AB - In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit 270 Sauen tratenplötzlich vermehrt Nachhandlähmungen bei den Sauenauf. Die Erkrankungen nahmen einen progressiven Verlauf,in dem betroffene Schweine kurzzeitig Fressunlustzeigten und später Ataxien sowie Paresen ... BT - Der Praktische Tierarzt C1 - {"oldId":70778,"title":"Hinterhandl\u00e4hmungen in einer Sauenherde, hervorgerufen durch eine Organophosphat-Vergiftung","teaserText":"In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit 270 Sauen tratenpl\u00f6tzlich vermehrt Nachhandl\u00e4hmungen bei den Sauenauf. Die Erkrankungen nahmen einen progressiven Verlauf,in dem betroffene Schweine kurzzeitig Fressunlustzeigten und sp\u00e4ter Ataxien sowie Paresen ...","content":"

In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit 270 Sauen tratenpl\u00f6tzlich vermehrt Nachhandl\u00e4hmungen bei den Sauenauf. Die Erkrankungen nahmen einen progressiven Verlauf,in dem betroffene Schweine kurzzeitig Fressunlustzeigten und sp\u00e4ter Ataxien sowie Paresen entwickelten.W\u00e4hrend sich die Futteraufnahme wieder normalisierte,schritten die L\u00e4hmungserscheinungen fort, die Sauenzeigten eine hundesitzige Stellung und konnten auch mitHilfe nicht mehr stehen. Die Oberfl\u00e4chensensibilit\u00e4t blieberhalten. Hauptbefund bei der Sektion von drei Sauen warendegenerative Ver\u00e4nderungen in der wei\u00dfen Substanzdes R\u00fcckenmarkes. Histologisch lagen im Hals-, Thorakal-und Lumbalmark bilateral symmetrische Demyelinisierungenin dorso-lateralen Leitungsbahnen vor, diedurch eine Dilatation von Myelinscheiden mit Axonschwellungenund Infiltration von Myelinophagen gekennzeichnetwaren. Bei einer Sau konnten auch Degenerationeneinzelner Neuronen im kaudalen Hirnstammbeobachtet werden. Virologische Untersuchungen aufKlassische Schweinepest, M. Aujeszky und Teschovirenverliefen negativ. Da nur laktierende Sauen erkrankten,die eine bestimmte Futtermischung aus einem separatenSilo erhalten hatten, konzentrierten sich weitere Untersuchungenauf das Futter. Dabei konnte in der verd\u00e4chtigenRation neben einem erh\u00f6hten Kalzium-Gehalt das OrganophosphatIsofenphos mit einem Gehalt von 2,01 mg\/kgFutter gefunden werden. Als Quelle wurden Rapssamen,die mit Isofenphos gebeizt worden waren, im Futter ausgemacht.Neben akuten Intoxikationen k\u00f6nnen Organophosphate,wie in diesem Fall auch zu einer verz\u00f6gertenNeurotoxizit\u00e4t mit dem beschriebenen klinischen Bildf\u00fchren. Obwohl die festgestellte Isofenphos-Konzentrationim Futter als relativ gering anzusehen ist, kann in diesemFall von einer entsprechenden Vergiftung ausgegangenwerden, da zum Untersuchungszeitpunkt der Restder urspr\u00fcnglich kontaminierten Charge schon mit einerneuen Futtermischung im Silo vermischt worden war. DieAusgangswerte konnten auf etwa 56 mg Isofenphos\/kgFutter gesch\u00e4tzt werden. Dies entspricht einer t\u00e4glichenDosis von ca. 1,7 mg\/kg KGW f\u00fcr die laktierenden Sauen.Symptome der Neuropathie bei betroffenen Tierenwaren etwa drei bis vier Wochen nach erster Aufnahmekontaminierten Futters aufgetreten. Insgesamt erkranktenin der Herde 40 Sauen unter der Symptomatik einerverz\u00f6gerten Neurotoxizit\u00e4t nach Isofenphos-Aufnahmeund mussten aufgrund der irreversiblen Sch\u00e4den euthanasiertwerden. <\/p>","categories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Fachartikel","Nutztier"],"fromDate":"Jun 17, 2003 12:00:00 AM","toDate":"Jan 1, 2030 12:00:00 AM","oldUrls":["http:\/\/vetline.de\/235798\/150\/3230\/70778"],"doiLanguage":"deutsch","doiProductFormat":"Online","doiPublisher":"Schl\u00fctersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG","doiSerialWorkTitle":"Prakt Tierarzt","doiDocumentUri":"http:\/\/www.vetline.de\/235798\/150\/3230\/70778","doiSource":"Praktischer Tierarzt 84: Ausgabe 6, Seite 456 - 466 (2003) ","doiFirstPage":"456","doiLastPage":"466","doiTransmitted":false,"doiAuthor":"Wendt M, Zentek J, Wohlsein P, Wolf S, Egen S","pdf":{"path":"http:\/\/data\/dpt_2003_06_0456.pdf","title":"dpt_2003_06_0456.pdf","description":"Hinterhandl\u00e4hmungen in einer Sauenherde, hervorgerufen durch eine Organophosphat-Vergiftung"},"authors":[{"firstName":"M","middleName":"","lastName":"Wendt"},{"firstName":"J","middleName":"","lastName":"Zentek"},{"firstName":"P","middleName":"","lastName":"Wohlsein"},{"firstName":"S","middleName":"","lastName":"Wolf"},{"firstName":"S","middleName":"","lastName":"Egen"}],"contentOptimised":"

In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit 270 Sauen tratenpl\u00f6tzlich vermehrt Nachhandl\u00e4hmungen bei den Sauenauf. Die Erkrankungen nahmen einen progressiven Verlauf,in dem betroffene Schweine kurzzeitig Fressunlustzeigten und sp\u00e4ter Ataxien sowie Paresen entwickelten.W\u00e4hrend sich die Futteraufnahme wieder normalisierte,schritten die L\u00e4hmungserscheinungen fort, die Sauenzeigten eine hundesitzige Stellung und konnten auch mitHilfe nicht mehr stehen. Die Oberfl\u00e4chensensibilit\u00e4t blieberhalten. Hauptbefund bei der Sektion von drei Sauen warendegenerative Ver\u00e4nderungen in der wei\u00dfen Substanzdes R\u00fcckenmarkes. Histologisch lagen im Hals-, Thorakal-und Lumbalmark bilateral symmetrische Demyelinisierungenin dorso-lateralen Leitungsbahnen vor, diedurch eine Dilatation von Myelinscheiden mit Axonschwellungenund Infiltration von Myelinophagen gekennzeichnetwaren. Bei einer Sau konnten auch Degenerationeneinzelner Neuronen im kaudalen Hirnstammbeobachtet werden. Virologische Untersuchungen aufKlassische Schweinepest, M. Aujeszky und Teschovirenverliefen negativ. Da nur laktierende Sauen erkrankten,die eine bestimmte Futtermischung aus einem separatenSilo erhalten hatten, konzentrierten sich weitere Untersuchungenauf das Futter. Dabei konnte in der verd\u00e4chtigenRation neben einem erh\u00f6hten Kalzium-Gehalt das OrganophosphatIsofenphos mit einem Gehalt von 2,01 mg\/kgFutter gefunden werden. Als Quelle wurden Rapssamen,die mit Isofenphos gebeizt worden waren, im Futter ausgemacht.Neben akuten Intoxikationen k\u00f6nnen Organophosphate,wie in diesem Fall auch zu einer verz\u00f6gertenNeurotoxizit\u00e4t mit dem beschriebenen klinischen Bildf\u00fchren. Obwohl die festgestellte Isofenphos-Konzentrationim Futter als relativ gering anzusehen ist, kann in diesemFall von einer entsprechenden Vergiftung ausgegangenwerden, da zum Untersuchungszeitpunkt der Restder urspr\u00fcnglich kontaminierten Charge schon mit einerneuen Futtermischung im Silo vermischt worden war. DieAusgangswerte konnten auf etwa 56 mg Isofenphos\/kgFutter gesch\u00e4tzt werden. Dies entspricht einer t\u00e4glichenDosis von ca. 1,7 mg\/kg KGW f\u00fcr die laktierenden Sauen.Symptome der Neuropathie bei betroffenen Tierenwaren etwa drei bis vier Wochen nach erster Aufnahmekontaminierten Futters aufgetreten. Insgesamt erkranktenin der Herde 40 Sauen unter der Symptomatik einerverz\u00f6gerten Neurotoxizit\u00e4t nach Isofenphos-Aufnahmeund mussten aufgrund der irreversiblen Sch\u00e4den euthanasiertwerden. <\/p>","primaryLanguage":"","zusammenfassung":"

In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit 270 Sauen tratenpl\u00f6tzlich vermehrt Nachhandl\u00e4hmungen bei den Sauenauf. Die Erkrankungen nahmen einen progressiven Verlauf,in dem betroffene Schweine kurzzeitig Fressunlustzeigten und sp\u00e4ter Ataxien sowie Paresen entwickelten.W\u00e4hrend sich die Futteraufnahme wieder normalisierte,schritten die L\u00e4hmungserscheinungen fort, die Sauenzeigten eine hundesitzige Stellung und konnten auch mitHilfe nicht mehr stehen. Die Oberfl\u00e4chensensibilit\u00e4t blieberhalten. Hauptbefund bei der Sektion von drei Sauen warendegenerative Ver\u00e4nderungen in der wei\u00dfen Substanzdes R\u00fcckenmarkes. Histologisch lagen im Hals-, Thorakal-und Lumbalmark bilateral symmetrische Demyelinisierungenin dorso-lateralen Leitungsbahnen vor, diedurch eine Dilatation von Myelinscheiden mit Axonschwellungenund Infiltration von Myelinophagen gekennzeichnetwaren. Bei einer Sau konnten auch Degenerationeneinzelner Neuronen im kaudalen Hirnstammbeobachtet werden. Virologische Untersuchungen aufKlassische Schweinepest, M. Aujeszky und Teschovirenverliefen negativ. Da nur laktierende Sauen erkrankten,die eine bestimmte Futtermischung aus einem separatenSilo erhalten hatten, konzentrierten sich weitere Untersuchungenauf das Futter. Dabei konnte in der verd\u00e4chtigenRation neben einem erh\u00f6hten Kalzium-Gehalt das OrganophosphatIsofenphos mit einem Gehalt von 2,01 mg\/kgFutter gefunden werden. Als Quelle wurden Rapssamen,die mit Isofenphos gebeizt worden waren, im Futter ausgemacht.Neben akuten Intoxikationen k\u00f6nnen Organophosphate,wie in diesem Fall auch zu einer verz\u00f6gertenNeurotoxizit\u00e4t mit dem beschriebenen klinischen Bildf\u00fchren. Obwohl die festgestellte Isofenphos-Konzentrationim Futter als relativ gering anzusehen ist, kann in diesemFall von einer entsprechenden Vergiftung ausgegangenwerden, da zum Untersuchungszeitpunkt der Restder urspr\u00fcnglich kontaminierten Charge schon mit einerneuen Futtermischung im Silo vermischt worden war. DieAusgangswerte konnten auf etwa 56 mg Isofenphos\/kgFutter gesch\u00e4tzt werden. Dies entspricht einer t\u00e4glichenDosis von ca. 1,7 mg\/kg KGW f\u00fcr die laktierenden Sauen.Symptome der Neuropathie bei betroffenen Tierenwaren etwa drei bis vier Wochen nach erster Aufnahmekontaminierten Futters aufgetreten. Insgesamt erkranktenin der Herde 40 Sauen unter der Symptomatik einerverz\u00f6gerten Neurotoxizit\u00e4t nach Isofenphos-Aufnahmeund mussten aufgrund der irreversiblen Sch\u00e4den euthanasiertwerden. <\/p>","translatedTitle":"","abstractE":"In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit 270 Sauen tratenpl\u00f6tzlich vermehrt Nachhandl\u00e4hmungen bei den Sauenauf. Die Erkrankungen nahmen einen progressiven Verlauf,in dem betroffene Schweine kurzzeitig Fressunlustzeigten und sp\u00e4ter Ataxien sowie Paresen ...","date":{"year":2003,"date":"06\/2003","accepted":"2003-06-17"},"volume":"84","openAccess":false,"journal":"Der Praktische Tierarzt","titleImageId":945,"pages":"456-466","redirects":["235798\/150\/3230\/70778"],"tierartCategories":["Nutztier"],"artikelartCategories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Fachartikel"]} CY - Hannover DA - 06/2003 LA - German N2 - In einem Ferkelerzeugerbetrieb mit 270 Sauen tratenplötzlich vermehrt Nachhandlähmungen bei den Sauenauf. Die Erkrankungen nahmen einen progressiven Verlauf,in dem betroffene Schweine kurzzeitig Fressunlustzeigten und später Ataxien sowie Paresen ... PB - Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG PP - Hannover PY - 2003 SP - 456 EP - 466 T1 - Hinterhandlähmungen in einer Sauenherde, hervorgerufen durch eine Organophosphat-Vergiftung T2 - Der Praktische Tierarzt TI - Hinterhandlähmungen in einer Sauenherde, hervorgerufen durch eine Organophosphat-Vergiftung VL - 84 ER -