TY - JOUR AU - J Luy AB - Der Begriff „leistungsabhängige Gesundheitsstörungen“ ist durch Bergmann (1992) definiert worden als katabole Phänomene und krankhafte Prozesse, die mit hoher Nutzleistung verbunden oder von ihr verursacht sind. In den vergangenen Jahren sind ... BT - Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift C1 - {"oldId":68776,"title":"Leistungsabh\u00e4ngige Gesundheitsst\u00f6rungen bei Nutztieren - die ethische Dimension","teaserText":"Der Begriff \u0084leistungsabh\u00e4ngige Gesundheitsst\u00f6rungen\u0093 ist durch Bergmann (1992) definiert worden als katabole Ph\u00e4nomene und krankhafte Prozesse, die mit hoher Nutzleistung verbunden oder von ihr verursacht sind. In den vergangenen Jahren sind ...","content":"

Zusammenfassung<\/span>
Der Begriff \u201eleistungsabh\u00e4ngige Gesundheitsst\u00f6rungen\u201c ist durch Bergmann (1992) definiert worden als katabole Ph\u00e4nomene und krankhafte Prozesse, die mit hoher Nutzleistung verbunden oder von ihr verursacht sind. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Gesundheitsst\u00f6rungen landwirtschaftlicher Nutztiere in eine kausale Beziehung zu den gesteigerten Leistungen der Tiere gebracht worden. Im Gegensatz zu den klassischen Erbkrankheiten handelt es sich in der Regel bei den leistungsabh\u00e4ngigen Gesundheitsst\u00f6rungen um anthropogene Krankheitsbilder, deren Auspr\u00e4gungsgrad von im Regelfall ebenfalls anthropogenen Umweltfaktoren bestimmt wird. Das Z\u00fcchten und Halten von Tieren mit der Folge leistungsabh\u00e4ngiger Gesundheitsst\u00f6rungen ist daher ein ethisches Problem und seit 1986 verboten (\u00a7 11b TierSchG). Das Verbot wird allerdings nicht umgesetzt; das zust\u00e4ndige Bundesministerium ist der Auffassung, dies liege an der \u201esehr kontrovers diskutierten\u201c Frage, wann \u201edie Grenze zur Qualzucht\u201c erreicht bzw. \u00fcberschritten sei. Im Folgenden wird die beinahe zwanzig Jahre andauernde Debatte um das Vollzugsdefizit rekonstruiert. Dabei deuten zahlreiche Indizien darauf hin, dass den Problemen bei der Zuordnung konkreter Tiere zu \u00a7 11b TierSchG kein tiermedizinischer Dissens zu Grunde liegt, sondern Schwierigkeiten im Erkennen der eigenen Verantwortlichkeit. Die traditionelle Modell\u00fcberlegung der Ethik zum Appell an das Verantwortungsbewusstsein von Laien ist die sog. Goldene Regel (\u201ewas du nicht willst, das man dir tu\u2019, das f\u00fcge keinem andern zu\u201d), die jedoch bislang auf den Bereich der Tierz\u00fcchtung nicht angewendet wurde. Im Folgenden wird ein Modell zur Bewusstmachung ethischen Fehlverhaltens vorgestellt, das den von der Goldenen Regel geforderten Perspektivenwechsel auch im Bereich der Tierz\u00fcchtung erm\u00f6glicht, und damit ein Hilfsmittel zum Erkennen der eigenen Verantwortlichkeit darstellen k\u00f6nnte. Bei der Besch\u00e4ftigung mit L\u00f6sungsvorschl\u00e4gen werden zwei Aspekte differenziert; der chronische Nicht-Vollzug des \u00a7 11b TierSchG und die nachhaltige Beseitigung des Problems. Es werden in beiden Bereichen L\u00f6sungsvorschl\u00e4ge zur Diskussion gestellt.


Summary<\/span>
The term \u201cperformance-related health disorders\u201d has been defined by Bergmann (1992) as catabolic phenomena and pathological processes that are related to or caused by high productivity levels. In the past few years,a cause and effect rela-tionship has been determined between numerous health disorders found in farm animals and their increased productivity. In contrast to the classic hereditary diseases, the performance-related health disorders are anthropogenic diseases. The severity of these disorders is, as a rule, determined by anthropogenic environ-mental factors. Breeding and keeping animals in such a way that they suffer from performance-related health disorders therefore is an ethical problem. Further-more, it has also been a legal problem since the implementation of Section 11b of the German Protection of Animals Act (TierSchG) in 1986. However, this ban has not been enforced;the federal ministry responsible argues that this is becau-se there is still a \u201cvery controversial discussion\u201don the question of when the \u201cline that separates breeding from \u2018problem\u2019or \u2018agony breeding\u2019(Qualzucht)\u201d has beenreached or overstepped.The following article takes a dose look at the almost 20-year-old debate on the lack of enforcement.There is a large amount of cir-cumstantial evidence that indicates that the problems that arise in determining whether specific animals fall under Section 11b TierSchG do not arise from a vete-rinary dispute but rather from the difficulty of identifying responsibilities.The tradi-tional ethical model used to appeal to the feelings of responsibility in a layperson is the so-called Golden Rule (\u201cdo unto others as you would have them do unto you\u201d) which so far has not been applied to the area of animal breeding.The following article presents a model on how to create an awareness for ethical malpracti-ce.The model makes it possible to use the change of perspective demanded by the Golden Rule and apply it to the area of animal breeding.This provides what could potentially be a useful aid in understanding ones own responsibility While looking at possible Solutions, two aspects are differentiated:the chronic non-enfor-cement of Section 11b TierSchG and the complete abolition of the problem. Possible Solutions are presented for both areas and put up for discussion.<\/p>","categories":["Tier\u00e4rztliche Wochenschrift","Abostufe BMTW","Fachartikel"],"fromDate":"Sep 1, 2006 12:00:00 AM","toDate":"Jan 1, 2030 12:00:00 AM","oldUrls":["http:\/\/vetline.de\/11687279\/150\/3130\/68776"],"doiProductFormat":"Online","doiPublisher":"Schl\u00fctersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG","doiDocumentUri":"http:\/\/www.vetline.de\/11687279\/150\/3130\/68776","doiSource":"Berl. M\u00fcnch. Tier\u00e4rztl. Wschr. 119: Ausgabe 9-10, Seite 373-385 (2006)","doiTransmitted":false,"doiAuthor":"J\u00f6rg Luy","pdf":{"path":"http:\/\/data\/bmtw_2006_09_0373.pdf","title":"bmtw_2006_09_0373.pdf","description":"Leistungsabh\u00e4ngige Gesundheitsst\u00f6rungen bei Nutztieren - die ethische Dimension

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Der Begriff \u201eleistungsabh\u00e4ngige Gesundheitsst\u00f6rungen\u201c ist durch Bergmann (1992) definiert worden als katabole Ph\u00e4nomene und krankhafte Prozesse, die mit hoher Nutzleistung verbunden oder von ihr verursacht sind. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Gesundheitsst\u00f6rungen landwirtschaftlicher Nutztiere in eine kausale Beziehung zu den gesteigerten Leistungen der Tiere gebracht worden. Im Gegensatz zu den klassischen Erbkrankheiten handelt es sich in der Regel bei den leistungsabh\u00e4ngigen Gesundheitsst\u00f6rungen um anthropogene Krankheitsbilder, deren Auspr\u00e4gungsgrad von im Regelfall ebenfalls anthropogenen Umweltfaktoren bestimmt wird. Das Z\u00fcchten und Halten von Tieren mit der Folge leistungsabh\u00e4ngiger Gesundheitsst\u00f6rungen ist daher ein ethisches Problem und seit 1986 verboten (\u00a7 11b TierSchG). Das Verbot wird allerdings nicht umgesetzt; das zust\u00e4ndige Bundesministerium ist der Auffassung, dies liege an der \u201esehr kontrovers diskutierten\u201c Frage, wann \u201edie Grenze zur Qualzucht\u201c erreicht bzw. \u00fcberschritten sei. Im Folgenden wird die beinahe zwanzig Jahre andauernde Debatte um das Vollzugsdefizit rekonstruiert. Dabei deuten zahlreiche Indizien darauf hin, dass den Problemen bei der Zuordnung konkreter Tiere zu \u00a7 11b TierSchG kein tiermedizinischer Dissens zu Grunde liegt, sondern Schwierigkeiten im Erkennen der eigenen Verantwortlichkeit. Die traditionelle Modell\u00fcberlegung der Ethik zum Appell an das Verantwortungsbewusstsein von Laien ist die sog. Goldene Regel (\u201ewas du nicht willst, das man dir tu\u2019, das f\u00fcge keinem andern zu\u201d), die jedoch bislang auf den Bereich der Tierz\u00fcchtung nicht angewendet wurde. Im Folgenden wird ein Modell zur Bewusstmachung ethischen Fehlverhaltens vorgestellt, das den von der Goldenen Regel geforderten Perspektivenwechsel auch im Bereich der Tierz\u00fcchtung erm\u00f6glicht, und damit ein Hilfsmittel zum Erkennen der eigenen Verantwortlichkeit darstellen k\u00f6nnte. Bei der Besch\u00e4ftigung mit L\u00f6sungsvorschl\u00e4gen werden zwei Aspekte differenziert; der chronische Nicht-Vollzug des \u00a7 11b TierSchG und die nachhaltige Beseitigung des Problems. Es werden in beiden Bereichen L\u00f6sungsvorschl\u00e4ge zur Diskussion gestellt.


Summary<\/strong>
The term \u201cperformance-related health disorders\u201d has been defined by Bergmann (1992) as catabolic phenomena and pathological processes that are related to or caused by high productivity levels. In the past few years,a cause and effect rela-tionship has been determined between numerous health disorders found in farm animals and their increased productivity. In contrast to the classic hereditary diseases, the performance-related health disorders are anthropogenic diseases. The severity of these disorders is, as a rule, determined by anthropogenic environ-mental factors. Breeding and keeping animals in such a way that they suffer from performance-related health disorders therefore is an ethical problem. Further-more, it has also been a legal problem since the implementation of Section 11b of the German Protection of Animals Act (TierSchG) in 1986. However, this ban has not been enforced;the federal ministry responsible argues that this is becau-se there is still a \u201cvery controversial discussion\u201don the question of when the \u201cline that separates breeding from \u2018problem\u2019or \u2018agony breeding\u2019(Qualzucht)\u201d has beenreached or overstepped.The following article takes a dose look at the almost 20-year-old debate on the lack of enforcement.There is a large amount of cir-cumstantial evidence that indicates that the problems that arise in determining whether specific animals fall under Section 11b TierSchG do not arise from a vete-rinary dispute but rather from the difficulty of identifying responsibilities.The tradi-tional ethical model used to appeal to the feelings of responsibility in a layperson is the so-called Golden Rule (\u201cdo unto others as you would have them do unto you\u201d) which so far has not been applied to the area of animal breeding.The following article presents a model on how to create an awareness for ethical malpracti-ce.The model makes it possible to use the change of perspective demanded by the Golden Rule and apply it to the area of animal breeding.This provides what could potentially be a useful aid in understanding ones own responsibility While looking at possible Solutions, two aspects are differentiated:the chronic non-enfor-cement of Section 11b TierSchG and the complete abolition of the problem. Possible Solutions are presented for both areas and put up for discussion.<\/p>","primaryLanguage":"deutsch","zusammenfassung":"Der Begriff \u201eleistungsabh\u00e4ngige Gesundheitsst\u00f6rungen\u201c ist durch Bergmann (1992) definiert worden als katabole Ph\u00e4nomene und krankhafte Prozesse, die mit hoher Nutzleistung verbunden oder von ihr verursacht sind. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Gesundheitsst\u00f6rungen landwirtschaftlicher Nutztiere in eine kausale Beziehung zu den gesteigerten Leistungen der Tiere gebracht worden. Im Gegensatz zu den klassischen Erbkrankheiten handelt es sich in der Regel bei den leistungsabh\u00e4ngigen Gesundheitsst\u00f6rungen um anthropogene Krankheitsbilder, deren Auspr\u00e4gungsgrad von im Regelfall ebenfalls anthropogenen Umweltfaktoren bestimmt wird. Das Z\u00fcchten und Halten von Tieren mit der Folge leistungsabh\u00e4ngiger Gesundheitsst\u00f6rungen ist daher ein ethisches Problem und seit 1986 verboten (\u00a7 11b TierSchG). Das Verbot wird allerdings nicht umgesetzt; das zust\u00e4ndige Bundesministerium ist der Auffassung, dies liege an der \u201esehr kontrovers diskutierten\u201c Frage, wann \u201edie Grenze zur Qualzucht\u201c erreicht bzw. \u00fcberschritten sei. Im Folgenden wird die beinahe zwanzig Jahre andauernde Debatte um das Vollzugsdefizit rekonstruiert. Dabei deuten zahlreiche Indizien darauf hin, dass den Problemen bei der Zuordnung konkreter Tiere zu \u00a7 11b TierSchG kein tiermedizinischer Dissens zu Grunde liegt, sondern Schwierigkeiten im Erkennen der eigenen Verantwortlichkeit. Die traditionelle Modell\u00fcberlegung der Ethik zum Appell an das Verantwortungsbewusstsein von Laien ist die sog. Goldene Regel (\u201ewas du nicht willst, das man dir tu\u2019, das f\u00fcge keinem andern zu\u201d), die jedoch bislang auf den Bereich der Tierz\u00fcchtung nicht angewendet wurde. Im Folgenden wird ein Modell zur Bewusstmachung ethischen Fehlverhaltens vorgestellt, das den von der Goldenen Regel geforderten Perspektivenwechsel auch im Bereich der Tierz\u00fcchtung erm\u00f6glicht, und damit ein Hilfsmittel zum Erkennen der eigenen Verantwortlichkeit darstellen k\u00f6nnte. Bei der Besch\u00e4ftigung mit L\u00f6sungsvorschl\u00e4gen werden zwei Aspekte differenziert; der chronische Nicht-Vollzug des \u00a7 11b TierSchG und die nachhaltige Beseitigung des Problems. Es werden in beiden Bereichen L\u00f6sungsvorschl\u00e4ge zur Diskussion gestellt.","summary":"The term \u201cperformance-related health disorders\u201d has been defined by Bergmann (1992) as catabolic phenomena and pathological processes that are related to or caused by high productivity levels. In the past few years,a cause and effect rela-tionship has been determined between numerous health disorders found in farm animals and their increased productivity. In contrast to the classic hereditary diseases, the performance-related health disorders are anthropogenic diseases. The severity of these disorders is, as a rule, determined by anthropogenic environ-mental factors. Breeding and keeping animals in such a way that they suffer from performance-related health disorders therefore is an ethical problem. Further-more, it has also been a legal problem since the implementation of Section 11b of the German Protection of Animals Act (TierSchG) in 1986. However, this ban has not been enforced;the federal ministry responsible argues that this is becau-se there is still a \u201cvery controversial discussion\u201don the question of when the \u201cline that separates breeding from \u2018problem\u2019or \u2018agony breeding\u2019(Qualzucht)\u201d has beenreached or overstepped.The following article takes a dose look at the almost 20-year-old debate on the lack of enforcement.There is a large amount of cir-cumstantial evidence that indicates that the problems that arise in determining whether specific animals fall under Section 11b TierSchG do not arise from a vete-rinary dispute but rather from the difficulty of identifying responsibilities.The tradi-tional ethical model used to appeal to the feelings of responsibility in a layperson is the so-called Golden Rule (\u201cdo unto others as you would have them do unto you\u201d) which so far has not been applied to the area of animal breeding.The following article presents a model on how to create an awareness for ethical malpracti-ce.The model makes it possible to use the change of perspective demanded by the Golden Rule and apply it to the area of animal breeding.This provides what could potentially be a useful aid in understanding ones own responsibility While looking at possible Solutions, two aspects are differentiated:the chronic non-enfor-cement of Section 11b TierSchG and the complete abolition of the problem. Possible Solutions are presented for both areas and put up for discussion.<\/p>","doiLanguage":"deutsch","translatedTitle":"","abstractE":"Der Begriff \u0084leistungsabh\u00e4ngige Gesundheitsst\u00f6rungen\u0093 ist durch Bergmann (1992) definiert worden als katabole Ph\u00e4nomene und krankhafte Prozesse, die mit hoher Nutzleistung verbunden oder von ihr verursacht sind. In den vergangenen Jahren sind ...","date":{"year":2006,"date":"09\/2006","accepted":"2006-09-01"},"volume":"119","openAccess":false,"journal":"Berliner und M\u00fcnchener Tier\u00e4rztliche Wochenschrift","titleImageId":944,"pages":"","redirects":["11687279\/150\/3130\/68776"],"tierartCategories":[],"artikelartCategories":["Tier\u00e4rztliche Wochenschrift","Abostufe BMTW","Fachartikel"]} CY - Hannover DA - 09/2006 LA - German N2 - Der Begriff „leistungsabhängige Gesundheitsstörungen“ ist durch Bergmann (1992) definiert worden als katabole Phänomene und krankhafte Prozesse, die mit hoher Nutzleistung verbunden oder von ihr verursacht sind. In den vergangenen Jahren sind ... PB - Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG PP - Hannover PY - 2006 T1 - Leistungsabhängige Gesundheitsstörungen bei Nutztieren - die ethische Dimension T2 - Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift TI - Leistungsabhängige Gesundheitsstörungen bei Nutztieren - die ethische Dimension VL - 119 ER -