TY - JOUR KW - Lipid Rescue KW - Cholinesterasehemmer KW - Ethylenglykol KW - Paracetamol KW - Lilien AU - S Sander AB - Intoxikationen zählen zu den klassischen Notfällen in der Tierarztpraxis und fordern vom Tierarzt ein schnelles Handeln, ohne jedoch immer die Ursache der Vergiftungssymptome zu kennen. Umso wichtiger ist die Kenntnis allgemeiner Behandlungsoptionen, sodass sofort lebensrettende Maßnahmen eingeleitet werden können, um keine wertvolle Zeit verstreichen zu lassen. Hier stehen v. a. stabilisierende Maßnahmen, Unterbrechung der Giftexposition sowie Beschleunigung der Toxineliminierung im Vordergrund. Bei einigen häufig auftretenden Vergiftungen können spezifische Therapien mit entsprechenden Antidota eingeleitet werden. So kann bei Intoxikationen durch Cholinesterasehemmer (Organophosphate und Carbamate), die in Ektoparasitika bzw. Pestiziden verwendet werden, Atropin eingesetzt werden. In Rodentiziden vorhandene Cumarinderivate hemmen die Vitamin-K1-abhängige Synthese von Gerinnungsfaktoren und werden durch die Gabe von Vitamin K1 und gegebenenfalls Blut- oder Plasmatransfusionen therapiert. Die Entstehung toxischer Metaboliten aus akzidentiell aufgenommenem Ethylenglykol, welches u. a. in Frostschutzmitteln und Bremsflüssigkeiten aufzufinden ist, kann durch die Gabe von Ethanol oder Fomepizol gehemmt werden. Überlastete Stoffwechselwege führen bei Vergiftungen mit Paracetamol zu toxischen Metaboliten. Die Gabe von N-Acetylcystein unterstützt hier die nicht-toxische Metabolisierung. Bei schweren Intoxikationen mit lipophilen Wirkstoffen wie makrozyklischen Laktonen (z. B. Ivermectin) oder Pyrethroiden (z. B. Permethrin), für welche kein spezifisches Antidot existiert, scheint die intravenöse Gabe einer 20%igen Lipidemulsion („Lipid Rescue“) eine Erfolg versprechende Therapieoption darzustellen. Leider bestehen hierfür in der Veterinärmedizin bislang keine wissenschaftlich validierten Behandlungsprotokolle. Insgesamt ist zu betonen, dass der Zeitpunkt der therapeutischen Intervention i. d. R. stark mit der Prognose korreliert, daher sollten die grundlegenden Behandlungsprinzipien von akuten Intoxikationen bekannt und eine Grundausstattung in jeder Praxis vorhanden sein. Ein schneller Zugang zu weiteren Informationen und spezifischen Behandlungsoptionen kann ebenfalls entscheidend sein und sollte daher bei bestehenden Unklarheiten unbedingt genutzt werden. BT - Der Praktische Tierarzt C1 - {"oldId":93012,"title":"Therapeutische Optionen bei Vergiftungen von Hund und Katze","topline":"","teaserText":"Therapeutic options in the treatment of intoxications of dogs and cats","content":"

Zusammenfassung<\/span>
Intoxikationen z\u00e4hlen zu den klassischen Notf\u00e4llen in der Tierarztpraxis und fordern vom Tierarzt ein schnelles Handeln, ohne jedoch immer die Ursache der Vergiftungssymptome zu kennen. Umso wichtiger ist die Kenntnis allgemeiner Behandlungsoptionen, sodass sofort lebensrettende Ma\u00dfnahmen eingeleitet werden k\u00f6nnen, um keine wertvolle Zeit verstreichen zu lassen. Hier stehen v. a. stabilisierende Ma\u00dfnahmen, Unterbrechung der Giftexposition sowie Beschleunigung der Toxineliminierung im Vordergrund. Bei einigen h\u00e4ufig auftretenden Vergiftungen k\u00f6nnen spezifische Therapien mit entsprechenden Antidota eingeleitet werden. So kann bei Intoxikationen durch Cholinesterasehemmer (Organophosphate und Carbamate), die in Ektoparasitika bzw. Pestiziden verwendet werden, Atropin eingesetzt werden. In Rodentiziden vorhandene Cumarinderivate hemmen die Vitamin-K1-abh\u00e4ngige Synthese von Gerinnungsfaktoren und werden durch die Gabe von Vitamin K1 und gegebenenfalls Blut- oder Plasmatransfusionen therapiert. Die Entstehung toxischer Metaboliten aus akzidentiell aufgenommenem Ethylenglykol, welches u. a. in Frostschutzmitteln und Bremsfl\u00fcssigkeiten aufzufinden ist, kann durch die Gabe von Ethanol oder Fomepizol gehemmt werden. \u00dcberlastete Stoffwechselwege f\u00fchren bei Vergiftungen mit Paracetamol zu toxischen Metaboliten. Die Gabe von N-Acetylcystein unterst\u00fctzt hier die nicht-toxische Metabolisierung. Bei schweren Intoxikationen mit lipophilen Wirkstoffen wie makrozyklischen Laktonen (z. B. Ivermectin) oder Pyrethroiden (z. B. Permethrin), f\u00fcr welche kein spezifisches Antidot existiert, scheint die intraven\u00f6se Gabe einer 20%igen Lipidemulsion (\u201eLipid Rescue\u201c) eine Erfolg versprechende Therapieoption darzustellen. Leider bestehen hierf\u00fcr in der Veterin\u00e4rmedizin bislang keine wissenschaftlich validierten Behandlungsprotokolle. Insgesamt ist zu betonen, dass der Zeitpunkt der therapeutischen Intervention i. d. R. stark mit der Prognose korreliert, daher sollten die grundlegenden Behandlungsprinzipien von akuten Intoxikationen bekannt und eine Grundausstattung in jeder Praxis vorhanden sein. Ein schneller Zugang zu weiteren Informationen und spezifischen Behandlungsoptionen kann ebenfalls entscheidend sein und sollte daher bei bestehenden Unklarheiten unbedingt genutzt werden.<\/p>

Schl\u00fcsselw\u00f6rter<\/span>
Lipid Rescue, Cholinesterasehemmer, Ethylenglykol, Paracetamol, Lilien<\/p>

Summary<\/span>
In the majority of cases, the poisoned animal entering the veterinary practice represents an emergency which requires immediate therapeutical intervention without knowing the toxin which causes the clinical symptoms. Therefore, being familiar with the principle management options for acute intoxications is indispensable for initiating life-saving steps before valuable time passes. These procedures include patient stabilization, interruption of the exposure to the poisoning agent and acceleration of elimination of the toxin. Some of the frequently occurring intoxications can be treated with specific antidotes. In case of poisoning with antiparasitic drugs or pesticides containing inhibitors of the acetylcholine-esterase (organophosphates and carbamates), atropine should be administered. Coumarin derivates can be found in various rodenticides and act by inhibiting the vitamin K1 dependent synthesis of clotting factors. Therefore, substitution of vitamin K1 is mandatory and blood or plasma transfusion can be indicated. Synthesis of toxic metabolites of ethylene glycol, which is a compound of anti-freeze agents and brake fluids, can be inhibited by ethanol or fomepizol. Paracetamol (acetaminophen) intoxications are treated with N-acetylcysteine, which supports the non-toxic metabolism of this drug. Severe poisoning with lipophilic compounds for which no antidotes exist may be treated with intravenous lipid emulsions (\u201clipid rescue\u201d). However, there are no scientific validated protocols in veterinary medicine for this treatment at the moment. Altogether, there is often a shrinking time frame for therapeutic interventions of intoxications with a strong correlation between time point of treatment and prognosis. Therefore, principle management options for acute intoxications should be known and basic facilities should be present in every veterinary practice. Immediate access to further information and specific treatment options could be crucial and should be used in case of any uncertainty. <\/p>

Key words<\/span>
lipid rescue, choline esterase inhibitors; ethylene glycole, acetaminophen, lilies<\/p>","categories":["Der Praktische Tierarzt","Abostufe DPT","Kleintier","Fachartikel"],"fromDate":"Jan 31, 2016 11:00:00 PM","oldUrls":["http:\/\/vetline.de\/therapeutische-optionen-bei-vergiftungen-von-hund-und-katze\/150\/3230\/93012"],"doiLanguage":"deutsch","doiProductFormat":"online","doiPublisher":"Schl\u00fctersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG","doiSerialWorkTitle":"Der Praktische Tierarzt","doiDocumentUri":"http:\/\/cf01.veterinaerwissen.schluetersche.de\/files\/smfiledata\/5\/4\/4\/8\/9\/4\/DPT_2016_02_0108_ges72.pdf","doiSource":"Prakt Tierarzt 97: 108\u2013122","doiissn":"0032-681 X","doiNr":"","doiFirstPage":"108","doiLastPage":"122","doiTransmitted":false,"doiAuthor":"Sander S","pdf":{"path":"http:\/\/data\/DPT_2016_02_0108_ges72.pdf","title":"DPT_2016_02_0108.pdf","description":"Therapeutische Optionen bei Vergiftungen von Hund und Katze "},"authors":[{"firstName":"S","middleName":"","lastName":"Sander"}],"contentOptimised":"

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Schl\u00fcsselw\u00f6rter:<\/strong>
Lipid Rescue, Cholinesterasehemmer, Ethylenglykol, Paracetamol, Lilien<\/p>

Summary<\/strong>
In the majority of cases, the poisoned animal entering the veterinary practice represents an emergency which requires immediate therapeutical intervention without knowing the toxin which causes the clinical symptoms. Therefore, being familiar with the principle management options for acute intoxications is indispensable for initiating life-saving steps before valuable time passes. These procedures include patient stabilization, interruption of the exposure to the poisoning agent and acceleration of elimination of the toxin. Some of the frequently occurring intoxications can be treated with specific antidotes. In case of poisoning with antiparasitic drugs or pesticides containing inhibitors of the acetylcholine-esterase (organophosphates and carbamates), atropine should be administered. Coumarin derivates can be found in various rodenticides and act by inhibiting the vitamin K1 dependent synthesis of clotting factors. Therefore, substitution of vitamin K1 is mandatory and blood or plasma transfusion can be indicated. Synthesis of toxic metabolites of ethylene glycol, which is a compound of anti-freeze agents and brake fluids, can be inhibited by ethanol or fomepizol. Paracetamol (acetaminophen) intoxications are treated with N-acetylcysteine, which supports the non-toxic metabolism of this drug. Severe poisoning with lipophilic compounds for which no antidotes exist may be treated with intravenous lipid emulsions (\u201clipid rescue\u201d). However, there are no scientific validated protocols in veterinary medicine for this treatment at the moment. Altogether, there is often a shrinking time frame for therapeutic interventions of intoxications with a strong correlation between time point of treatment and prognosis. Therefore, principle management options for acute intoxications should be known and basic facilities should be present in every veterinary practice. Immediate access to further information and specific treatment options could be crucial and should be used in case of any uncertainty. <\/p>

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Pestiziden verwendet werden, Atropin eingesetzt werden. In Rodentiziden vorhandene Cumarinderivate hemmen die Vitamin-K1-abh\u00e4ngige Synthese von Gerinnungsfaktoren und werden durch die Gabe von Vitamin K1 und gegebenenfalls Blut- oder Plasmatransfusionen therapiert. Die Entstehung toxischer Metaboliten aus akzidentiell aufgenommenem Ethylenglykol, welches u. a. in Frostschutzmitteln und Bremsfl\u00fcssigkeiten aufzufinden ist, kann durch die Gabe von Ethanol oder Fomepizol gehemmt werden. \u00dcberlastete Stoffwechselwege f\u00fchren bei Vergiftungen mit Paracetamol zu toxischen Metaboliten. Die Gabe von N-Acetylcystein unterst\u00fctzt hier die nicht-toxische Metabolisierung. Bei schweren Intoxikationen mit lipophilen Wirkstoffen wie makrozyklischen Laktonen (z. B. Ivermectin) oder Pyrethroiden (z. B. 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Hier stehen v. a. stabilisierende Maßnahmen, Unterbrechung der Giftexposition sowie Beschleunigung der Toxineliminierung im Vordergrund. Bei einigen häufig auftretenden Vergiftungen können spezifische Therapien mit entsprechenden Antidota eingeleitet werden. So kann bei Intoxikationen durch Cholinesterasehemmer (Organophosphate und Carbamate), die in Ektoparasitika bzw. Pestiziden verwendet werden, Atropin eingesetzt werden. In Rodentiziden vorhandene Cumarinderivate hemmen die Vitamin-K1-abhängige Synthese von Gerinnungsfaktoren und werden durch die Gabe von Vitamin K1 und gegebenenfalls Blut- oder Plasmatransfusionen therapiert. Die Entstehung toxischer Metaboliten aus akzidentiell aufgenommenem Ethylenglykol, welches u. a. in Frostschutzmitteln und Bremsflüssigkeiten aufzufinden ist, kann durch die Gabe von Ethanol oder Fomepizol gehemmt werden. Überlastete Stoffwechselwege führen bei Vergiftungen mit Paracetamol zu toxischen Metaboliten. Die Gabe von N-Acetylcystein unterstützt hier die nicht-toxische Metabolisierung. Bei schweren Intoxikationen mit lipophilen Wirkstoffen wie makrozyklischen Laktonen (z. B. Ivermectin) oder Pyrethroiden (z. B. Permethrin), für welche kein spezifisches Antidot existiert, scheint die intravenöse Gabe einer 20%igen Lipidemulsion („Lipid Rescue“) eine Erfolg versprechende Therapieoption darzustellen. Leider bestehen hierfür in der Veterinärmedizin bislang keine wissenschaftlich validierten Behandlungsprotokolle. Insgesamt ist zu betonen, dass der Zeitpunkt der therapeutischen Intervention i. d. R. stark mit der Prognose korreliert, daher sollten die grundlegenden Behandlungsprinzipien von akuten Intoxikationen bekannt und eine Grundausstattung in jeder Praxis vorhanden sein. Ein schneller Zugang zu weiteren Informationen und spezifischen Behandlungsoptionen kann ebenfalls entscheidend sein und sollte daher bei bestehenden Unklarheiten unbedingt genutzt werden. PB - Schlütersche Verlagsges PP - Hannover PY - 2016 SP - 108 EP - 122 T1 - Therapeutische Optionen bei Vergiftungen von Hund und Katze T2 - Der Praktische Tierarzt TI - Therapeutische Optionen bei Vergiftungen von Hund und Katze TT - Therapeutic options in the treatment of intoxications of dogs and cats VL - 97 SN - 0032-681 X ER -