TY - JOUR KW - Honig KW - Wundheilung KW - Wundversorgung KW - antibakterielle Substanzen AU - F Röcken AB - Honig ist ein seit Jahrtausenden bekanntes Heilmittel. Seit etwa zwanzig Jahren ist er wieder in den Fokus humanmedizinischen Interesses als Option zur topischen Behandlung von Wunden, Hautulzera, Verbrennungen und Wundinfektionen gelangt. Honig besitzt eine Reihe von Eigenschaften, welche die therapeutische Anwendung im medizinischen Bereich, vor allem in der Wundpflege, als vorteilhaft erscheinen lassen. Honig wirkt bakterizid, auch gegen multiresistente, klinisch relevante Wundkeime, antiödematös, antiinflammatorisch, schmerzlindernd und hält zugleich die Wunde feucht. Darüber hinaus hat dieses Naturprodukt antioxidative, desodorierende sowie nutritive Eigenschaften und begünstigt die Wundangiogenese, -granulation und -epithelisation bei sekundär heilenden Wunden. Zahlreiche In-vitro- und Invivo-Studien sowie klinische Fallberichte und randomisierte kontrollierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Honig, wofür die biomedizinische Grundlagenforschung erklärende Erkenntnisse liefert. Leider gibt es bisher keine einzige kleintiermedizinische Studie, die klinisch die Wirksamkeit von Honig objektiv geprüft hat. Das wissenschaftliche und klinische Interesse richtet sich in besonderem Maße auf die antibakteriellen Eigenschaften von Honig, denn mit der zunehmenden Verbreitung von Antibiotikaresistenzen und der hinterherhinkenden Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika sind andere antimikrobielle Strategien für die Wundbehandlung dringend erforderlich. Die breite antibakterielle Wirkung von Honig beruht auf mehreren, sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren: dem hohen Zuckergehalt, der Produktion von Wasserstoffperoxid (H2O2), dem niedrigen pH, dem Gehalt an Methylglyoxal (MGO) sowie dem jüngst identifizierten Peptid Bee Defensin-1, wobei die Konzentrationen an H2O2, MGO und Bee Defensin-1 je nach floraler Herkunft und der jeweiligen Tracht zum Teil erheblich schwanken können. Seit der ersten Zulassung von Honig als standardisiertes Medizinprodukt zur Wundpflege 1999 in Australien werden Wundauflagen mit medizinischem Honig auch in zunehmendem Maße in vielen anderen Ländern, u. a. in Deutschland, zur Wundpflege verwendet. Die vorliegende Arbeit gibt einen Überblick über die medizinisch wichtigen Honigkomponenten, deren Wirkungsmechanismen, die Anforderungen an die Unbedenklichkeit, die klinische Bedeutung und Indikationen von medizinischem Honig für die topische Anwendung, um Tierärzten, die sich mit Wundbehandlungen beim kleinen wie beim großen Haustier beschäftigen, zu ermutigen, medizinischen Honig als sinnvolle Alternative in das Portfolio von Behandlungsoptionen für Wunden unterschiedlichster Natur aufzunehmen. BT - Kleintierpraxis C1 - {"oldId":75497,"title":"Honig f\u00fcr die moderne Wundbehandlung \u2013 Renaissance eines uralten Heilmittels","topline":"","teaserText":"Honey in modern wound treatment \u2014 the renaissance of an ancient remedy","content":"

Zusammenfassung<\/span>
Honig ist ein seit Jahrtausenden bekanntes Heilmittel. Seit etwa zwanzig Jahren ist er wieder in den Fokus humanmedizinischen Interesses als Option zur topischen Behandlung von Wunden, Hautulzera, Verbrennungen und Wundinfektionen gelangt. Honig besitzt eine Reihe von Eigenschaften, welche die therapeutische Anwendung im medizinischen Bereich, vor allem in der Wundpflege, als vorteilhaft erscheinen lassen. Honig wirkt bakterizid, auch gegen multiresistente, klinisch relevante Wundkeime, anti\u00f6demat\u00f6s, antiinflammatorisch, schmerzlindernd und h\u00e4lt zugleich die Wunde feucht. Dar\u00fcber hinaus hat dieses Naturprodukt antioxidative, desodorierende sowie nutritive Eigenschaften und beg\u00fcnstigt die Wundangiogenese, -granulation und -epithelisation bei sekund\u00e4r heilenden Wunden. Zahlreiche In-vitro- und Invivo-Studien sowie klinische Fallberichte und randomisierte kontrollierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Honig, wof\u00fcr die biomedizinische Grundlagenforschung erkl\u00e4rende Erkenntnisse liefert. Leider gibt es bisher keine einzige kleintiermedizinische Studie, die klinisch die Wirksamkeit von Honig objektiv gepr\u00fcft hat. Das wissenschaftliche und klinische Interesse richtet sich in besonderem Ma\u00dfe auf die antibakteriellen Eigenschaften von Honig, denn mit der zunehmenden Verbreitung von Antibiotikaresistenzen und der hinterherhinkenden Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika sind andere antimikrobielle Strategien f\u00fcr die Wundbehandlung dringend erforderlich. Die breite antibakterielle Wirkung von Honig beruht auf mehreren, sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren: dem hohen Zuckergehalt, der Produktion von Wasserstoffperoxid (H2<\/span>O2<\/span>), dem niedrigen pH, dem Gehalt an Methylglyoxal (MGO) sowie dem j\u00fcngst identifizierten Peptid Bee Defensin-1, wobei die Konzentrationen an H2<\/span>O2<\/span>, MGO und Bee Defensin-1 je nach floraler Herkunft und der jeweiligen Tracht zum Teil erheblich schwanken k\u00f6nnen. Seit der ersten Zulassung von Honig als standardisiertes Medizinprodukt zur Wundpflege 1999 in Australien werden Wundauflagen mit medizinischem Honig auch in zunehmendem Ma\u00dfe in vielen anderen L\u00e4ndern, u. a. in Deutschland, zur Wundpflege verwendet. Die vorliegende Arbeit gibt einen \u00dcberblick \u00fcber die medizinisch wichtigen Honigkomponenten, deren Wirkungsmechanismen, die Anforderungen an die Unbedenklichkeit, die klinische Bedeutung und Indikationen von medizinischem Honig f\u00fcr die topische Anwendung, um Tier\u00e4rzten, die sich mit Wundbehandlungen beim kleinen wie beim gro\u00dfen Haustier besch\u00e4ftigen, zu ermutigen, medizinischen Honig als sinnvolle Alternative in das Portfolio von Behandlungsoptionen f\u00fcr Wunden unterschiedlichster Natur aufzunehmen.

Schl\u00fcsselw\u00f6rter<\/span>
Honig, Wundheilung, Wundversorgung, antibakterielle Substanzen

Summary<\/span>
Honey has been well known for its wound healing properties since ancient times. Over the past two decades, there has been a renewed interest in honey in human medicine as an
option for the topical treatment of wounds, skin ulcers, burns and wound infections. Honey has a number of advantageous properties of particular interest to professional wound care. As a dressing on wounds, honey provides a moist healing environment, rapidly clears infections even those caused by clinically relevant multi-resistant organisms, deodorises, has an antioxidative potential, as well as inducing a reduction in inflammation, oedema and exudation. It also increases the rate of healing by the stimulation of angiogenesis, granulation and epithelialisation. The potent antibacterial in vitro activity of honey and its successful application in the treatment of chronic wound infections unresponsive to standard antibiotic or antiseptic therapy has attracted considerable attention to this natural product. Numerous reports on laboratory research, experiments, clinical case studies and randomised controlled clinical trials have been published providing evidence of its effectiveness. In addition, biomedical research has been able to explain how honey produces such convincing results. Unfortunately, there have been no objective clinical trials in small animal veterinary medicine reporting on the efficacy of honey. An important part of the scientific and clinical interest is attributed to the antibacterial properties of honey as with the rise in the prevalence of antibiotic-resistant bacteria and with the research and development
of novel antibiotics lagging behind, alternative antimicrobial strategies for topical wound care are urgently needed. Honey\u2019s broad-spectrum antibacterial activity is multifactorial
in nature: its high sugar concentration, its low pH, and the presence of hydrogen peroxide (H2<\/span>O2<\/span>), methylglyoxal (MGO) and the very recently identified peptide bee defensin-1 are all
considered to be very important interacting compounds. But honey may have very differing concentrations of H2<\/span>O2<\/span>, MGO and bee-defensin-1 depending on its floral source and even
on the batch. Since medical-grade honey was first licensed for treating wounds in Australia in 1999, the clinical use of wound care products containing honey has extended to other countries such as Germany. To encourage veterinary practitioners involved in professional wound care to use certified honey as an alternative treatment approach in wounds of different origin and types, this article provides an overview of the medically significant compounds present in honey, their mode of action, the safety requirements concerning medical-grade honey, its clinical significance and the clinical indications for the topical application of medical honey.

Keywords<\/span>
honey, wound healing, wound care, antibacterial agents<\/p>","categories":["Abostufe KTP","Fachartikel","Kleintierpraxis"],"fromDate":"Feb 14, 2014 11:00:00 PM","oldUrls":["http:\/\/vetline.de\/honig-fuer-die-moderne-wundbehandlung-renaissance-eines-uralten-heilmittels\/150\/3231\/75497"],"doiLanguage":"deutsch","doiProductFormat":"online","doiPublisher":"M. & H. Schaper GmbH","doiSerialWorkTitle":"Kleintierpraxis","doiDocumentUri":"http:\/\/vetline.de\/honig-fuer-die-moderne-wundbehandlung-renaissance-eines-uralten-heilmittels\/150\/3231\/75497\/","doiSource":"Kleintierprax 58: 613-672","doiissn":"0023-2076","doiNr":"10.2377\/0023-2076-58-617","doiFirstPage":"617","doiLastPage":"629","doiTransmitted":true,"doiAuthor":"R\u00f6cken F","pdf":{"path":"http:\/\/data\/KTP_2013_12_0617_ges72.pdf","title":"KTP_2013_12_0617.pdf","description":"Honig f\u00fcr die moderne Wundbehandlung \u2013 Renaissance eines uralten Heilmittels"},"authors":[{"firstName":"F","middleName":"","lastName":"R\u00f6cken"}],"contentOptimised":"

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Honig ist ein seit Jahrtausenden bekanntes Heilmittel. Seit etwa zwanzig Jahren ist er wieder in den Fokus humanmedizinischen Interesses als Option zur topischen Behandlung von Wunden, Hautulzera, Verbrennungen und Wundinfektionen gelangt. Honig besitzt eine Reihe von Eigenschaften, welche die therapeutische Anwendung im medizinischen Bereich, vor allem in der Wundpflege, als vorteilhaft erscheinen lassen. Honig wirkt bakterizid, auch gegen multiresistente, klinisch relevante Wundkeime, anti\u00f6demat\u00f6s, antiinflammatorisch, schmerzlindernd und h\u00e4lt zugleich die Wunde feucht. Dar\u00fcber hinaus hat dieses Naturprodukt antioxidative, desodorierende sowie nutritive Eigenschaften und beg\u00fcnstigt die Wundangiogenese, -granulation und -epithelisation bei sekund\u00e4r heilenden Wunden. Zahlreiche In-vitro- und Invivo-Studien sowie klinische Fallberichte und randomisierte kontrollierte klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Honig, wof\u00fcr die biomedizinische Grundlagenforschung erkl\u00e4rende Erkenntnisse liefert. Leider gibt es bisher keine einzige kleintiermedizinische Studie, die klinisch die Wirksamkeit von Honig objektiv gepr\u00fcft hat. Das wissenschaftliche und klinische Interesse richtet sich in besonderem Ma\u00dfe auf die antibakteriellen Eigenschaften von Honig, denn mit der zunehmenden Verbreitung von Antibiotikaresistenzen und der hinterherhinkenden Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika sind andere antimikrobielle Strategien f\u00fcr die Wundbehandlung dringend erforderlich. Die breite antibakterielle Wirkung von Honig beruht auf mehreren, sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren: dem hohen Zuckergehalt, der Produktion von Wasserstoffperoxid (H2O2), dem niedrigen pH, dem Gehalt an Methylglyoxal (MGO) sowie dem j\u00fcngst identifizierten Peptid Bee Defensin-1, wobei die Konzentrationen an H2O2, MGO und Bee Defensin-1 je nach floraler Herkunft und der jeweiligen Tracht zum Teil erheblich schwanken k\u00f6nnen. Seit der ersten Zulassung von Honig als standardisiertes Medizinprodukt zur Wundpflege 1999 in Australien werden Wundauflagen mit medizinischem Honig auch in zunehmendem Ma\u00dfe in vielen anderen L\u00e4ndern, u. a. in Deutschland, zur Wundpflege verwendet. Die vorliegende Arbeit gibt einen \u00dcberblick \u00fcber die medizinisch wichtigen Honigkomponenten, deren Wirkungsmechanismen, die Anforderungen an die Unbedenklichkeit, die klinische Bedeutung und Indikationen von medizinischem Honig f\u00fcr die topische Anwendung, um Tier\u00e4rzten, die sich mit Wundbehandlungen beim kleinen wie beim gro\u00dfen Haustier besch\u00e4ftigen, zu ermutigen, medizinischen Honig als sinnvolle Alternative in das Portfolio von Behandlungsoptionen f\u00fcr Wunden unterschiedlichster Natur aufzunehmen.

Schl\u00fcsselw\u00f6rter:<\/strong>
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Summary<\/strong>
Honey has been well known for its wound healing properties since ancient times. Over the past two decades, there has been a renewed interest in honey in human medicine as an
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of novel antibiotics lagging behind, alternative antimicrobial strategies for topical wound care are urgently needed. Honey\u2019s broad-spectrum antibacterial activity is multifactorial
in nature: its high sugar concentration, its low pH, and the presence of hydrogen peroxide (H2O2), methylglyoxal (MGO) and the very recently identified peptide bee defensin-1 are all
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on the batch. Since medical-grade honey was first licensed for treating wounds in Australia in 1999, the clinical use of wound care products containing honey has extended to other countries such as Germany. To encourage veterinary practitioners involved in professional wound care to use certified honey as an alternative treatment approach in wounds of different origin and types, this article provides an overview of the medically significant compounds present in honey, their mode of action, the safety requirements concerning medical-grade honey, its clinical significance and the clinical indications for the topical application of medical honey.

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Leider gibt es bisher keine einzige kleintiermedizinische Studie, die klinisch die Wirksamkeit von Honig objektiv gepr\u00fcft hat. Das wissenschaftliche und klinische Interesse richtet sich in besonderem Ma\u00dfe auf die antibakteriellen Eigenschaften von Honig, denn mit der zunehmenden Verbreitung von Antibiotikaresistenzen und der hinterherhinkenden Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika sind andere antimikrobielle Strategien f\u00fcr die Wundbehandlung dringend erforderlich. Die breite antibakterielle Wirkung von Honig beruht auf mehreren, sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren: dem hohen Zuckergehalt, der Produktion von Wasserstoffperoxid (H2O2), dem niedrigen pH, dem Gehalt an Methylglyoxal (MGO) sowie dem j\u00fcngst identifizierten Peptid Bee Defensin-1, wobei die Konzentrationen an H2O2, MGO und Bee Defensin-1 je nach floraler Herkunft und der jeweiligen Tracht zum Teil erheblich schwanken k\u00f6nnen. 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