@article{4811, keywords = {Hund, Herpesvirus, CHV-1, Neonat, Abort}, author = {S Schäfer-Somi}, title = {Canines Herpesvirus 1 (CHV-1) – ein unterschätzter Erreger?}, abstract = {

Das Canine Herpesvirus 1 (CHV-1), oder Canines Alphaherpesvirus 1, verursacht latente, chronische oder akute bis per­akute Erkrankungen bei Welpen und adulten Hunden. Wie die Erkrankung verläuft, hängt unter anderem vom Infektionszeitpunkt (Alter des Tieres), der Infektionsroute, dem Infektionsdruck, der Haltung und der Konstitution der Tiere ab. Als sogenannter Faktorenseuchen-Erreger kann CHV-1 bei latenten Trägern im Zuge von Stresseinwirkung oder anderen Erkrankungen zu Virämie und akuten Problemen führen. Die Übertragung erfolgt meist oronasal, aber auch während des Deckakts sowie diaplazentar und laktogen; die kurze Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen ermöglicht vor allem in großen Beständen bei dichtem Besatz („crowding“) eine rasche Ausbreitung des Erregers. Antikörpertiter werden nach ca. drei Wochen nachweisbar, sind jedoch nur kurz schützend und persistieren nur für annähernd 100 Tage. Die Seroprävalenz ist daher in großen Kennels oft > 40 %, ändert sich jedoch rasch; bei guter Haltung kann eine hohe Seroprävalenz vorliegen, ohne dass vermehrt Probleme im Kennel auftreten. Klinisch sind eine muköse Form (respiratorisch, vaginal), latente Infektionen, die akute neonatale Virämie (Welpensterben), systemische Infektion gravider Hündinnen und die okuläre Variante zu unterscheiden. Zusätzlich ist das Virus am Zwingerhustenkomplex beteiligt. Während die akute neonatale Virämie nur Neonaten und Welpen bis zur dritten Lebenswoche betrifft, können alle anderen Varianten sowohl bei älteren Welpen als auch bei adulten Hunden vorkommen. Die Diagnostik kann nach einer Virämie aus Sekreten erkrankter Schleimhäute, Läufigkeitssekret, Abortprodukten und Samen erfolgen; die PCR ermöglicht eine schnelle Diagnose, jedoch ist nur der positive Test beweisend. Seropositive, aber sonst gesunde Tiere müssen nicht aus der Zucht genommen werden, wenn sie nicht gerade Virus ausscheiden. Infizierte, gravide Hündinnen können abortieren, je nach Infektionszeitpunkt; Totgeburten und die Geburt lebensschwacher Neonaten ist möglich. Die Hündinnen selbst erkranken nicht, scheiden aber massiv Viren aus und können ihre Neonaten im Geburtskanal oder post partum über die oronasale Route und laktogen infizieren. Die Prognose ist fraglich, die Mortalität ist hoch und überlebende Welpen behalten oft neurologische oder kardiale Probleme. Als Schutz vor Erkrankung können Hündinnen vor der Bedeckung und bis zu zehn Tage nach der Bedeckung und im Falle der Konzeption zehn bis 14 Tage vor der Geburt mit einem Impfstoff gegen CHV-1 geimpft werden.

}, year = {2023}, journal = {Kleintierpraxis}, volume = {68}, edition = {5}, pages = {236-247}, month = {05/2023}, publisher = {M. & H. Schaper GmbH}, address = {Hannover}, issn = {0023-2076}, doi = {10.2377/0023-2076-68-236}, language = {German}, }