Der Praktische Tierarzt 92, 59-64
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2011
Publiziert: 01/2011
Zusammenfassung
Die bundesweite Anzahl der Betriebe mit automatischen Melksystemen (AMS) steigt stetig an.Neben diversen Vorteilen gibt es jedoch auch Nachteile, wie der folgende Beitrag zeigt.
In Bezug auf die Eutergesundheit sprechen Vorteile wie einzelviertelindividuellesMelken, Einhaltung von Melkroutinen, häufigesAusschwemmen der Erreger durch hohe Melkfrequenzen undeine Fülle an Messparametern zur Überwachung der Eutergesundheitfür das automatische Melken. Daneben bestehen allerdingsauch Risiken, wie die zurzeit noch nicht individualisierbare Euterreinigung,die unregelmäßigen Melkintervalle oder die häufigeWeitung des Strichkanals gegen die Systeme. Die bei der sterilenEntnahme von Viertelanfangsgemelken in den betroffenen Herdenisolierten Erreger entsprechen mit kuhassoziierten Erregern wieStaphylococcus aureus, Umwelterregern wie Streptococcus uberisund Hautkeimen wie Koagulase negativen Staphylokokken demErregerspektrum konventioneller Betriebe, nur sind die Risikenfür die einzelnen Erreger hier anders gelagert. Diese Risiken berücksichtigendwurde im September 2006 in Deutschland als verschärftesRegulativ für Betriebe mit automatischen Melkverfahrenauf Basis der Verordnung (EG) Nr. 853/2004 ein „Maßnahmenkatalog“aufgelegt, der eine Beprobung der Herde vor Inbetriebnahmeder Anlage und die Einhaltung von Zellgehaltsgrenzwerten aufTankmilchebene und auf Ebene der Milchleistungsprüfungsdatenvorschreibt. Für den Tierarzt stellen die automatischen Melksystemeeine neue Herausforderung dar. Die Einzeltierdiagnostikweicht von der bisherigen Vorgehensweise ab und in Bezug aufdie Kontrollbereiche ergeben sich neue Aspekte, die es mit denbisherigen Erfahrungen von konventionell melkenden Betrieben zuverknüpfen gilt, um dem Landwirt zu zeigen, wie die Risiken desSystems, beispielsweise für die Eutergesundheit, umgangen werden.
Allein in 2009 wurden in Deutschland bereits über 1200 Betriebegezählt, auf denen entsprechende Geräte installiert waren.Trotz niedriger Milchpreise kann davon ausgegangen werden, dassdiese Zahl in 2010 um weitere 350 bis 400 Betriebe angestiegen ist.Abbildung 1 gibt einen Überblick über die derzeit auf dem Marktbefindlichen Systeme bzw. die jeweiligen Hersteller.