Der Praktische Tierarzt 94, 58-66
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2013
Publiziert: 01/2013
Zusammenfassung
Eine verringerte oder ausbleibende Futteraufnahme,insbesondere im peripartalen Zeitraum, hat beim Wiederkäuerbereits nach ein bis zwei Tagen negative Folgen für diePansenfermentation und damit für die Tiergesundheit. Eine Futterrestriktionführt sowohl zu einer deutlichen Verringerung derflüchtigen Fettsäurekonzentrationen (FlFS) als auch zu einer Verschiebungder Verhältnisse einzelner freier Fettsäuren zueinander,einem pH-Wert-Anstieg sowie zu einer Reduktion der Mikroorganismenzahlund Speziesverschiebung im Pansen. Eine reduzierteFutteraufnahme bewirkt weiterhin eine Abnahme der ruminalenAmmoniakkonzentration sowie der Gasproduktion. Durch die Milieuverschiebungim Pansen finden einige potenziell pathogeneMikroorganismen verbesserte Überlebens- und Vermehrungsbedingungenvor. Die erneute Futteraufnahme ist zudem in der sicheinem Futterentzug anschließenden Wiederanfütterungsphase biszu 21 Tage lang herabgesetzt. Ziel des praktizierenden Tierarztessollte es daher sein, Depressionen der Futteraufnahme und derenFolgen schnell entgegenzuwirken. Dazu bieten sich folgende Möglichkeiten:Sensibilisierung der betreuten Landwirte zum frühzeitigenErkennen von verringerter Futteraufnahme bei Einzeltieren,Pansensaftübertragung von gesunden Tieren aus der gleichen Herde,intraruminale Gabe von Hefen oder pansenfermentationsförderndenPräparaten sowie medikamentöse Appetitanregung.Summary
Influence of restricted or absent feed intake onrumen fermentation and consequently on animalhealthRestricted or absent feed intake, especially around thetime of calving, leads to a reduced or absent feed intake in ruminants.Within one to two days this has consequences for rumenfermentation and animal health. Feed restriction leads to decreasingvolatile fatty acid concentrations as well as a shift of theirrates, pH-value increase and reduction of microorganisms as wellas a shift of species in the rumen. Besides, a reduced feed intakeeffects a decrease of ruminal ammonia concentration and gasproduction. Because of varying ambience in the rumen some potentiallypathogenic microorganisms find improved survival- andgrowing conditions. Furthermore, feed intake after a period of feeddeprivation is reduced up to 21 days in the following regenerationphase. The aim of the practising veterinarian should therefore beavoidance of a depressed feed intake and its consequences. Forthat purpose, the following possibilities are suitable: sensitisationof farmers for early recognition of reduced feed intake in individualanimals, transfer of rumen fluid from healthy animals of the sameherd, intraruminal application of yeast or fermentation-stabilizingsupplements as well as drugs to quicken the appetite.