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Der Praktische Tierarzt

Aussagekraft von Lungenbefundungen am Schlachthof im Vergleich zur Befundung in der Pathologie unter Berücksichtigung weiterführender diagnostischer Methoden beim Schwein

Value of lung scoring at abattoir compared to histopathological lung scoring including continuative diagnostic nethods in pigs

Der Praktische Tierarzt 95, 634-644

Publiziert: 06/2014

Zusammenfassung

In der vorliegenden Studie wurden insgesamt 1433 Schlachtlungen von 20 unterschiedlichen Lieferpartien am Schlachtband beurteilt. Eine Auswahl der jeweils neun bis zehn makroskopisch am stärksten veränderten Lungen pro Lieferpartie wurde anschließend in der Außenstelle für Epidemiologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover von einer Tierärztin mit mehrjähriger Erfahrung in der Beurteilung von Sektionsbefunden beim Schwein anhand von zwei Bewertungsschemata erneut makroskopisch beurteilt. Anschließend wurden die Lungen bakteriologisch, molekularbiologisch und immunhistochemisch weiterführend untersucht. Die am Schlachtband durchgeführte Begutachtung der einzelnen Lungen (n = 1433) nach Blaha (1994) zeigte, dass 54 % aller Lungen einen Lungenscore/Pneumonie (Pn) von 0 (keine makroskopischen Lungenveränderungen) aufwiesen, eine Pn 1 (Anteil der Lungenveränderungen lt; 10 % der Lungenoberfläche) wurde bei 32 %, eine Pn 2 (Anteil der Lungenveränderungen zwischen 10 und 30 % der Lungenoberfläche) bei 12 % und eine Pn 3 (Anteil der Lungenveränderungen gt; 30 % der Lungenoberfläche) bei 3 % der begutachteten Lungen festgestellt. Zusätzlich zeigten 41 % der Lungen Anzeichen einer Spitzenlappenpneumonie und 3 % eine Pleuritis. Die 191 makroskopisch veränderten Lungen wurden in der Außenstelle für Epidemiologie in Bakum erneut nach Blaha (1994) untersucht und zeigten bei 19 % eine Pn 0, bei 43 % eine Pn 1, bei 33 % eine Pn 2 und bei 5 % eine Pn 3. Hier wiesen 67 % der untersuchten Lungen Anzeichen einer Spitzenlappenpneumonie und 23 % eine Pleuritis auf. Für Mycoplasma hyopneumoniae (M. hyo.) verdächtige Spitzenlappenpneumonien traten auch in Lungen auf, die M. hyopneumoniae negativ waren und auch keine histologischen Hinweise auf eine enzootische Pneumonie aufwiesen. Trotz weiterführender Untersuchungen (Bakteriologie, Molekularbiologie, Histologie und Immunhistochemie) konnte das Auftreten einer Spitzenlappenpneumonie nicht eindeutig mit einem bestimmten Pathogen in Verbindung gebracht werden. Die Lungen wurden zusätzlich nach dem Bewertungsschema von Madec und Kobisch (1982) bewertet. Der Pearson Korrelationskoeffizient zwischen den beiden Bewertungsschemata betrug 0,82 (p ≤ 0,0001), was einen deutlichen linearen Zusammenhang zwischen den beiden Bewertungsschemata bestätigt. Zusammenfassend stellt das Bewertungsschema nach Blaha eine zuverlässige Methode zur Nutzung im Rahmen der amtlichen Fleischuntersuchung am Schlachtband dar, jedoch sollte im Labor bei weiterführenden Untersuchungen das Schema von Madec und Kobisch angewendet werden, da es genaueren Aufschluss über die Lokalisation und das Ausmaß der Lungenveränderungen gibt.

Organbefundung
Schlachtchecks
Pneumonie

Summary

The objective of the current study was to investigate the lung health of 1,433 fattening pigs from 20 different batches at the slaughter line. In addition to lung scoring at the abattoir, the nine to ten macroscopically most prominently affected lungs were submitted to the diagnostic laboratory of the Field Station for Epidemiology of the University of Veterinary Medicine Hannover and further scored according to two different lung scoring methods. Moreover, the macroscopically most prominently affected 4–5 lungs per batch were submitted for bacteriological, molecular biological, histological and immunohistochemical examination. Results of the lung scoring at abattoir (n=1,433) according to Blaha (1994) revealed that 54% had a score of 0 (no visible alterations), 32% a score of 1 (alteration less than 10% of the lung surface), 12% a score of 2 (alteration between 10 and 30% of the lung surface) and 3% a score of 3 (alteration more than 30% of the lung surface). In addition, 41% of the macroscopically most prominently affected lungs showed apical consolidation (enzootic pneumonia like lesions) and 3% of lungs pleurisy. The scoring at the diagnostic laboratory (191 lungs) showed that 19% had a score of 0, 43% a score of 1, 33% a score of 2 and 5% a score of 3. In 67% of these lungs enzootic pneumonia like lesions and in 23% pleurisy was observed. Apical lung lesions were also observed in lungs negative for Mycoplasma hyopneumoniae and without other histological lesions indicative of enzootic pneumonia. Despite of further laboratory investigations (bacteriology, molecular biology, histology and immunhistochemistry) it was not possible to correlate apical lung lesions to any specific pathogen. When scoring the 191 lungs according to the system from Madec and Kobisch (1982) and correlating it to the findings of the Blaha scoring method, a Pearson’s correlation coefficient of 0,82 (p ≤ 0.0001) showed that there was a clear linear correlation between the two methods. The authors conclude that the Blaha scoring method (1994) seems to be a reliable method applied at the abattoir in the framework of the official meat inspection, but in cases where laboratory in-depth investigations of herd health problems are needed the Madec and Kobisch method (1982) should be used, since it gives more detailed information about the location and the extent of lung alterations.

slaughter checks
pneumonia
lungs scoring system

 

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