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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Auffällig gewordene Hunde in Berlin im Vergleich zur Hundepopulation -Wege zur Reduzierung der Gefährlichkeit von Hunden

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 119

Publiziert: 11/2006

Zusammenfassung

Das Gesetz über das Halten und Führen von Hunden in Berlin vom 29. September2004 (GVBl. Nr.42 vom 9.10.2004, S.424) wurde erlassen, um Gefahren, die für Mensch und Tier von Hunden ausgehen können, zu verhindern. Im §4 des LHundG Berlin werden „gefährliche Hunde“ definiert. Für 10 in der Liste des §4 Abs. 2 genannten Rassen wird eine Gefährlichkeit auf Grund rassespezifischer Merkmale unterstellt. Die Gefährlichkeit einer Rasse ist nicht identisch mit der Gefährlichkeit von Individuen. Gegenstand dieser Studie ist ein mögliches Gefährdungspotenzial von Rassen (§4 Abs.2 LHundG Berlin) und nicht die individuelle Gefährlichkeit (§4 Abs.1 LHundG Berlin).Die Studie beruht auf der Zwischenfallstatistik der Hund-Mensch-Zwischenfälle der Jahre 1998 bis 2004 für Berlin. Die Populationsgröße einer Rasse in Berlin wurde auf der Grundlage der steuerlich erfassten Hunde in Berlin per 1.Januar2005 und der Tierdokumentation von zwei Tierkliniken und vier Tierarztpraxen hochgerechnet. Mit dem Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest wurde die Anzahl der registrierten Zwischenfälle von zwei statistisch unabhängigen Rassen verglichen. Im Jahre 2004 wurden bei einer Gesamthundepopulation von 107.804 steuerlich registrierter Hunde 0,9 % durch Zwischenfälle mit Menschen auffällig.Von 1998 bis 2004 gingen die von Hunden gelisteter Rassen verursachten Hund-Mensch-Zwischenfälle um 68 % und die von Hunden nicht gelisteter Rassen verursachten Zwischenfälle um 41 % zurück.Es wurden die Anteile der auffällig gewordenen Hunde einer Rasse mit der Population dieser Rasse verglichen. Die sich daraus ergebenden Wahrscheinlichkeiten für Hunde der einzelnen Rassen, auffällig zu werden, wurden mittels Odds Ratio verglichen. Dabei erwies sich die Wahrscheinlichkeit auffällig zu werden für Hunde der Rassen Schäferhund, Rottweiler, Dobermann, Pitbull Terrier und Ameri-can Staffordshire Terrier, im Jahre 2004 in der Tendenz identisch. Es wird die Auffassung begründet, dass eine rasseneutrale Gesetzgebung möglich und ausreichend ist. Es werden Anregungen zur Reduzierung der Zwischenfälle mit Hunden gegeben, da die meisten Zwischenfälle im häuslichen Bereich auftreten, welche bisher nicht von der Zwischenfallstatistik erfasst werden. Deshalb sollten auch die Maßnahmen konsequent gefördert werden, die die Kenntnisse und Fähigkeiten von Hundehaltern verbessern.

Summary

The law for handling and control of dogs in Berlin of September 29,2004 was enacted to prevent the risks for humans and animals when ever they have contact with dogs.“Dangerous dogs”are defined by this law.There are 10 breeds of dogs supposed to be dangerous due to specific characteristics of their breed (“listed breeds”).The dangerousness of a dog’s breed is not identical with the dangerous-ness of an individual dog.The subject of this study is to examine the potential dangerousness of dog breeds and not the individual dangerousness of a dog. This study refers to statistics of incidents between dogs and humans in Berlin for the years 1998 to 2004.The population density of a breed is based on the dogs assessed for tax purposes in Berlin of January 1,2005 and on the dog registrations maintained at veterinary hospitals.The fourfold-table-test was used to compare the guantity of the recorded incidents of two statistically independent dog breeds. Of the total population of 107,804 tax assessed dogs in Berlin in 2004,0.9 % was documented as dogs involved in incidents with humans.The incidents per year decreased in the “listed breeds”about 68 % and in the “unlisted breeds”about 41 % during the last 7 years in Berlin.Therefore, the probability (the odds ratio) of a breed to be conspicuous was ana-lysed.The values for the calculation of this probability were the number of dogs of a breed having been involved in incidents compared to the population of this breed based on tax records.The comparison of the probability of a breed with another to be conspicuous was used to compile a cluster of breeds which had the same probability to be conspicuous in 2004. A cluster was assessed for dogs of the following breeds: Sheep dogs, Rottweiler, Doberman, Pitbull Terrier and American Staffordshire Terrier.A listing of breeds is not the right way to reduce the potential dangerousness of a dog,especially in the private domain of their owners. Most incidents with dogs occur in the private domain which normally is not recorded in the statistics of incidents.Therefore, it is more effective to support activities which include the training of abilities of the dog owners.Training by experts can enable dog owners to avoid conflict situations with their dog, or in case of conflict, to take appropriate actions.

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