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Schwarze Katze: Was tun, wenn die Katze nicht fressen will? Inappetenz als Zeichen einer Erkrankung und Tipps bei futterverweigerung
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Appetitstimulierende Therapie bei der Katze

Futterverweigerung: Ein verminderter Appetit oder auch Anorexie sind bei der Katze ein häufiges Problem. Auch gesunde Katzen können ein sehr selektives Fressverhalten zeigen.

Inappetenz und Anorexie sind bei der Katze häufig das erste klinische Anzeichen für unterschiedliche Erkrankungen. Aufgrund ihres im Vergleich zu anderen Tierarten sehr hohen Protein- und Aminosäurebedarfs geraten inappetente Katzen sehr rasch in einen Mangelzustand, da sie für die Gluconeogenese auf Proteine angewiesen sind und die Produktion der Aminotransferasen und der Enzyme des Harnsäurezyklus tierartspezifisch nicht downreguliert werden kann. Weitere mögliche Folgen eines Protein- und Aminosäuremangels sind eine verminderte Immunabwehr und Veränderungen im Leberstoffwechsel sowie eine verzögerte Wundheilung neben der potenziell lebensbedrohlichen felinen hepatischen Lipidose. Bei Katzen, die länger als drei Tage nicht gefressen haben, ist die Sicherstellung einer adäquaten Nahrungsaufnahme daher essenziell.

Bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen sind die wichtigsten Faktoren der Appetitregulation bei der Katze zu berücksichtigen. Insbesondere Nausea oder averse Stimuli aus der Umgebung der Katze können andere Impulse zur Nahrungsaufnahme komplett auslöschen, da die im Gehirn über hormonelle und neuronale Signalwege eintreffenden Reize komplex zusammenwirken. Bei der Entscheidung, welche Maßnahmen notwendig sind, ist zu beachten, dass die Beobachtung von Futteraufnahme nicht immer eine ausreichende Nährstoffaufnahme bedeutet, sodass ggf. auch bei Katzenpatienten, die noch selbstständig Futter aufnehmen, appetitstimulierende Maßnahmen notwendig sind.

((In manchen Fällen lässt sich der Appetit durch besonders schmackhaftes Futter anregen. Hier lesen Sie, was Katzenpatienten besonders gut schmeckt.))

Neben der versuchsweisen Auswahl geeigneter Futtermittel und der Sondenernährung bei kritisch kranken Patienten besteht die Möglichkeit, die selbstständige Futteraufnahme bei Katzen über die Gabe pharmakologisch wirksamer Substanzen zu stimulieren. Hierzu empfehlen die Autoren den Einsatz von Cyproheptadin und Mirtazapin.


Top Job:


Cyproheptadin zur Appetitstimulation

Cyproheptadin (Peritol® Tabletten; InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH, D) ist ein Serotonin-antagonisierendes Antihistaminikum, das häufig zur Appetitstimulation bei Katzen eingesetzt wird. In der Literatur werden unterschiedliche Dosierungen angegeben (1–4 mg/Katze ein- bis zweimal täglich; 0,2–1 mg/kg per os zweimal täglich). Für Katzen mit eingeschränkter Nierenfunktion wird eine Dosis von 1 mg/Katze per os einmal täglich empfohlen, da die Ausscheidungsrate bei Nierenversagen vermindert ist. Cyproheptadin ist bei Katzen mit hepatischer Lipidose kontraindiziert. Vorsicht ist auch bei Vorliegen einer Harnwegsobstruktion und bei Ileus sowie bei hochgradiger kongestiver Herzinsuffizienz geboten. Es liegen Berichte darüber vor, dass Cyproheptadin in einzelnen Fällen zu fulminantem Leberversagen geführt hat. Mögliche weitere Nebenwirkungen sind Erregungserscheinungen und eine Hämolyse.

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Appetit anregen mit Mirtazapin

Mirtazapin (Mirtazapin beta Filmtabletten; betapharm Arzneimittel GmbH, D) ist ein Serotonin-Rezeptorantagonist, der gleichzeitig eine antagonistische Wirkung auf präsynaptische alpha2-Rezeptoren besitzt. In der Humanmedizin wird es als Antidepressivum eingesetzt. Mirtazapin induziert die Freisetzung von Norepinephrin. Bei der Katze besitzt Norepinephrin eine Wirkung auf andere, den Appetit stimulierende alpha-Rezeptoren. Mirtazapin antagonisiert ferner die 4-HT2Rezeptoren im Hypothalamus, wo es über die Kerne zu einer zusätzlichen Appetitstimulation kommt. Gleichzeitig besitzt Mirtazapin ein antiemetisches, über den 5-HT3-Rezeptor vermitteltes Wirkpotenzial. Die empfohlene Dosierung beträgt 1,88 mg/Katze per os ein bis zweimal täglich oder alternativ 3,5 mg/Katze alle 72 Stunden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann die Eliminationsrate um 30–50 % verringert sein, weshalb bei Katzen mit renalen Problemen eine Dosisanpassung auf 1,88 mg/Katze einmal täglich oder alle zwei Tage bzw. alternativ 3 mg/Katze alle 72 Stunden erfolgen muss. Eine solche Dosisanpassung ist auch bei Vorliegen einer Leberstoffwechselstörung zu empfehlen, da die Exkretion von Mirtazapin teilweise hepatisch erfolgt. Bei der Katze wurde eine subklinische ALT-Erhöhung als Nebenwirkung beobachtet. Mirtazapin darf nicht zusammen mit Cyproheptadin angewendet werden.

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Zur Appetitstimulation nicht geeignet: Kortikosteroide und Benzodiazepine

Nach Meinung der Autoren sollten die früher häufig zur Appetitanregung verwendeten Kortikosteroide aufgrund möglicher Risiken und Nebenwirkungen bei Katzen nicht mehr mit der alleinigen Indikation einer Appetitstimulation eingesetzt werden. Benzodiazepine wie Diazepam und Oxazepam werden zur Appetitstimulation aufgrund ihrer lediglich kurzfristigen Effekte, v. a. aber wegen ihrer Nebenwirkungen (Ataxie, Sedation, unvorhersehbare Reaktion auf Standarddosierungen) ebenfalls nicht mehr zur Anwendung bei Katzen empfohlen, zumal multiple Berichte über eine überwiegend fatale, fünf bis 13 Tage nach oraler Gabe beobachtete hepatotoxische Wirkung der Benzodiazepine bei Katzen vorliegen.

Originalpublikation:

Agnew W, Korman R (2014): Pharmacological Appetite Stimulation. Rational choices in the inappetent cat. J Feline Med Surg 16: 749–756.

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