Der Praktische Tierarzt 90, 918-926
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2009
Publiziert: 10/2009
Zusammenfassung
Die derzeit eingesetzte Nomenklatur und Klassifikationvon Bandscheiben (BS)-Vorfällen beim Hund stammt ausdem Jahr 1952 (Hansen 1952) und basiert auf patho-anatomischenund rassespezifischen Kriterien. Seit 2001 wird in der Humanmedizineine neue Nomenklatur empfohlen, die trennscharfe Schnittbildkriterienfür die Klassifikation von lumbalen BS-Vorfällen heranzieht(Fardon u. Milette 2001). Diese Nomenklatur unterscheidet BSVorwölbung(Synonym: „bulging“) von BS-Vorfällen (Synonym:Hernie). Unter BS-Hernie versteht die neue Nomenklatur eine lokalisierteVorwölbung von BS-Material. Protrusion und Extrusion sindFormen von BS-Hernien. Diese retrospektive Studie hatte das Ziel,die Anwendbarkeit der neuen Nomenklatur bei 61 Hunden anhandvon insgesamt 73 BS-Vorfällen zu erproben, Befundunterschiede vonTyp und Grad des BS-Vorfalles in der transversalen und sagittalenEbene zu erarbeiten und die Verbreitung der neuen Nomenklaturim deutschsprachigen Raum zu fördern. In der vorliegenden Studiewar die Wiederholbarkeit der Befunde mittelmäßig (V: 0,414). MittelsEinzeiler-Computertomografie und Niederfeld-Magnetresonanztomografie(NF-MRT) erscheint die Anwendbarkeit der Nomenklaturbeim Hund nur bedingt möglich.