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Antibiotika: Verbrauchsmonitoring ohne doppelte Dateneingabe
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Antibiotika: Verbrauchsmonitoring ohne doppelte Dateneingabe

Interview

Antibiotika-Monitoring mit Daten aus der Praxissoftware

Das neue EU-Tierarzneimittelrecht sieht ab 2026 ein regelmäßiges Monitoring des Antibiotikaverbrauchs bei Hunden, Katzen und Pferden vor. Bereits seit einem halben Jahr arbeiten Roswitha Merle und ihr Team im Projekt HKP-Mon an einer Software-Lösung für die Datenerfassung.

Frau Merle, wie ist das Projekt HKP-Mon angelaufen?

Merle: Wir haben vom BMEL den Auftrag bekommen, ein System zu entwickeln, mit dem man die Daten zum Antibiotikaverbrauch a) erfassen und b) auswerten kann. Momentan sind wir mit Schritt 1 beschäftigt. Erstmal mussten wir sehr viel lernen. Welche Daten werden wo in den Praxismanagementsystemen gesammelt? Was erfassen die Labore und wie wird das Ergebnis von Resistenztests an die Praxen zurückgemeldet? Wir nutzen zunächst zwei Praxismanagement-Softwares, easyVET und Vetera, und arbeiten mit den Laboren Idexx, Laboklin und Synlab zusammen. Momentan werden die Schnittstellen zwischen den Datenbanken programmiert. Sobald das fertig ist, soll es mit unserer Pilotstudie losgehen. Wahrscheinlich starten wir im März 2022.

In der Pilotstudie möchten wir von den teilnehmenden Praxen zwölf Monate retrospektiv Daten bekommen und dann sechs Monate prospektiv Daten erfassen. Dazu bekommen die Praxen ein Software-Update, das sie installieren müssen. Darin sind schon alle Änderungen enthalten. In der Praxissoftware gibt es dann ein paar neue Felder: Zum Beispiel müssen die Antibiotika aus einer Liste ausgewählt werden und für die Indikation muss man anklicken, welches Organsystem betroffen ist. Jede teilnehmende Praxis hat die Aufgabe, uns einmal in der Woche per Knopfdruck Daten zu senden.

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Sie sind noch auf der Suche nach Pilotpraxen. Warum lohnt es sich, dabei zu sein?

Merle: Wir suchen für die Pilotstudie etwa 200 tierärztliche Praxen. Mitmachen können sowohl kleine Praxen als auch große Kliniken. Sie sollten easyVet oder Vetera nutzen und idealerweise mit Idexx, Laboklin oder Synlab zusammenarbeiten.

Pilotpraxen haben den Vorteil, dass sie bei der Entwicklung des Systems direkt aktiv mitbestimmen können. Wenn etwas impraktikabel ist oder zu viel Arbeit macht, können sie uns Rückmeldung geben. Ich möchte die Tierärztinnen und Tierärzte gerne motivieren teilzunehmen! Sie sind damit einen Schritt vor den anderen, die das 2026 auch machen müssen. Sie können mitgestalten und sich selbst im Vergleich zu den anderen Praxen einordnen. Je mehr mitmachen, umso besser wird das Ergebnis!

Wird das System in Zukunft für alle Praxen übernommen?

Merle: Wir versuchen, ein System zu schaffen, das so ist, dass es keinen Grund gibt, daran viel zu ändern. Ob es genauso übernommen wird, wissen wir nicht. Die Schnittstellen entwickeln wir auf Grundlage der Expertise der beiden Softwarefirmen, die uns unterstützen. Sie können später aber auch von anderen Firmen implementiert werden und es wird auch eine Eingabemaske geben, in die man alles von Hand eingeben kann.

Wie werden die Daten später einmal ausgewertet?

Merle: Der zweite Teil unserer Aufgabe ist es, ein Auswertesystem zu entwickeln. Da geht es um die Frage: Wie kann man den Antibiotikaverbrauch vergleichbar machen zwischen unterschiedlichen Praxen? Wir wollen einen Indikator finden, der faire Vergleiche zulässt, der also zwischen Tierarten und vielleicht auch zwischen Praxisschwerpunkten unterscheidet.

Mehr zum Thema

  • Hier finden Sie Informationen der FU-Berlin zum Projekt HKP-Mon.
  • Hier können Sie sich als Pilotpraxis anmelden.
  • Das neue Tierarzneimittelrecht: Hier finden Sie einen Überblick über unsere Artikel zum Thema.

 

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