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Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift

Anpassung

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 119

Publiziert: 01/2006

Zusammenfassung

Der Begriff Anpassung wird in der Biologie in drei unterschiedlichen Zusammenhängen genutzt. Er bezieht sich entweder auf Änderungen auf Ebene von Zellen oder Organen, auf Ebene eines Individuums oder auf genetischer Ebene bzw. auf evolutionäre Prozesse. Anpassung von Zellen, insbesondere von Nervenzellen, unterstützt die Kommunikation innerhalb des Körpers durch Unterscheidung einzelner Stimuli, die Vermeidung von Überreizungen sowie einen sinnvollen Energiehaushalt. Die zeitlichen Abläufe und die Komplexizität dieser Mechanismen variieren stark. Adaptive Eigenschaften von Organismen, auch im Verhalten, erhöhen die Fitness, hier handelt es sich also um eine evolutionäre Anpassung. Dieses Manuskript befasst sich größtenteils mit der Anpassung von Individuen und deren Bezug zum Tierschutz. In komplexen tierischen Organismen wird häufig die "feedforward control" angewendet. Individuen sehen Probleme voraus und passen sich bereits an, bevor der Umweltreiz ein substantielles Ausmaß erreicht hat. Ein Großteil der Anpassung wird über das Großhirn vermittelt, denn Tiere haben bestimmte Ansprüche, die durch Motivation entstehen und zentral gesteuert werden, wodurch der Tagesablauf gesteuert wird. Bedürfnisse liegen vor für Nährstoffe, aber auch für Aktionen und Stimuli, die Teil jener Mechanismen sind, die sich aufgrund der Bedürfnisse nach Nährstoffen entwickelt haben. So benötigen Schweine z.B. nicht nur Nahrung, sondern sie müssen ebenfalls in der Lage sein bestimmte Tätigkeiten auszuführen, wie etwa das Wühlen im Erdboden oder die Bearbeitung von Materialien, die Teil ihres "foraging" Verhaltens sind. Das Wohlbefinden eines Tieres ist der Zustand, in dem es in der Lage ist, mit seiner Umwelt artgerecht umgehen zu können. Dieser Zustand beinhaltet verschiedenste adaptive Mechanismen, wie z.B. Gefühle oder Auseiandersetzung mit Krankheiten. Jener Anteil, der sich mit pathologischen Vorgängen befasst, ist die Krankheit. Da Krankheit natürlicherweise pathologische Zustände beinhaltet, resultiert sie zwangsläufig in Unwohlsein. Hingegen variiert der Zustand des Wohlbefindens stark, von sehr gut im Falle einer gelungenen Anpassung mit Gefühlen wie Freude oder Zufriedenheit bis hin zu sehr schlecht. Eine zentrale Annahme des Konzepts der individuellen Anpassung im Rahmen des Tierschutzes ist jenes, dass das Wohlbefinden durch den Anpassungsprozess direkt positiv beeinflusst wird. Manche Formen der Anpassung sind ohne nennenswerten Aufwand und sehr einfach, und führen trotzdem zu einem ausgesprochen großen Wohlbefinden. Andere Anpassungen sind schwierig, beinhalten mehr oder weniger starke physiologische Notfallsituationen oder abnormes Verhalten, das oft auch mit Unannehmlichkeiten wie Schmerz oder Angst verbunden ist. Solche Zustände führen zu Stress, auch wenn die Anpassung schließlich gelingt und auch kein langfristiger lebensbedrohender Zustand vorliegt. In anderen Situationen wiederum bleibt die Anpassung erfolglos, das Individuum kommt mit der Situation nicht zurecht. Dann überwiegt Stress, und das Wohlbefinden ist ultimativ sehr schwach.

Summary

The term adaptation is used in biology in three different ways. It may refer to changes which occur at the cell and organ level, or at the individual level, or at the level of gene action and evolutionary processes. Adaptation by cells, especially nerve cells helps in: communication within the body, the distinguishing of stimuli, the avoidance of overload and the conservation of energy. The time course and complexity of these mechanisms varies. Adaptive characters of organisms, including adaptive behaviours, increase fitness so this adaptation is evolutionary. The major part of this paper concerns adaptation by individuals and its relationships to welfare. In complex animals, feedforward control is widely used. Individuals predict problems and adapt by acting before the environmental effect is substantial. Much of adaptation involves brain control and animals have a set of needs, located in the brain and acting largely via motivational mechanisms, to regulate life. Needs may be for resources but are also for actions and stimuli which are part of the mechanism which has evolved to obtain the resources. Hence pigs do not just need food but need to be able to carry out actions like rooting in earth or manipulating materials which are part of foraging behaviour. The welfare of an individual is its state as regards its attempts to cope with its environment. This state includes various adaptive mechanisms including feelings and those which cope with disease. The part of welfare which is concerned with coping with pathology is health. Disease, which implies some significant effect of pathology, always results in poor welfare. Welfare varies over a range from very good, when adaptation is effective and there are feelings of pleasure or contentment, to very poor. A key point concerning the concept of individual adaptation in relation to welfare is that welfare may be good or poor while adaptation is occurring. Some adaptation is very easy and energetically cheap and welfare can be very good when it is occurring. Other adaptation is difficult and may involve lower or higher level emergency physiological responses or abnormal behaviour, often with bad feelings such as pain or fear. In that case, welfare is poor or very poor even if complete adaptation eventually occurs and there is no long-term threat to the life of the individual. In some circumstances, adaptation may be unsuccessful, the individual is not able to cope, stress occurs and welfare is ultimately very poor.

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