Genotypisierung von BVDV-Isolaten zur Bestimmung von Faktoren der Virusübertragung am Ende eines Eradikationsprogramms in Niederösterreich

Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift 127, 12-18

DOI: 10.2376/0005-9366-127-12

© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2014

Publiziert: 02/2014

Summary

The BVDV eradication program in Lower Austria according to the Swedish model started in 1997 as a voluntary strategy and became obligatory for all herd owners in 2004. In this paper we analyse BVDV isolates found in PI animals of the last infected cattle farms at the genetic level and describe possible risk factors for virus transmission in the final stage of the BVDV eradication program in Lower Austria, where only five infected herds were identified in 2010. Viral isolates from 23 farms on which PI animals had been detected in 2009 (n = 10), 2010 (n = 5), 2008 (n = 5) and in 2006 (n = 3) were analysed at a genetic level at the 5´-UTR. All isolates analysed by phylogenetic analysis fall into five BVDV-1 subgenotypes, i. e. b, e, f, g, and h. No new subgenotypes were identified when compared to isolates analysed at the beginning of the BVDV eradication program. The phylogenetic analysis also revealed three groups of herds with genetically identical isolates; the first group comprised two herds, the second seven herds and the third four herds. Analysis of several factors such as distance between herds, purchase of cattle, work of farmers, veterinarians, assistants of milk recording associations and animal carriers indicated the latter as the most critical factor for transmitting the same viruses. Seven herds of two groups of identical BVDV isolates were served by the same cattle carrier, six herds shared the veterinarian and five herds had the same assistant of the milk recording association who could be the risk factor for the introduction of BVDV into the herd. The analysis helped to stop virus transmission. Therefore, from early 2012 up to now, no new infection has occurred in Lower Austria. The results indicated that biosecurity is a very important factor to prevent the spreading of viruses in the final stage of the BVDV eradication program.

Zusammenfassung

In Niederösterreich wurde 1997 mit einem freiwilligen BVD-Ausmerzprogramm begonnen. Ab 2004 wurde das Programm für alle Rinderzüchter verpflichtend mit dem Resultat, dass 2010 nur noch fünf infizierte Herden übrig blieben. Um am Ende eines Eradikationsprogramms die Risikofaktoren der Virusübertragung zu erkennen, wurden Virusisolate aus 23 Herden, zehn Isolate aus 2009, fünf Isolate aus 2010, fünf Isolate aus 2008 und drei Isolate aus 2006, anhand der 5´-UTRRegion ihres Genoms charakterisiert. Laut phylogenetischer Analyse waren alle Isolate den fünf Sub-Genotypen b, e, f, g, und h der BVDV-1-Spezies zuzuordnen. Verglichen mit den Isolaten vom Anfang des Ausmerzprogramms traten keine neuen Sub-Genotypen auf. Die phylogenetische Analyse aller Virusisolate ergab drei Gruppen von Herden mit identen Virusisolaten. Die erste Gruppe umfasste zwei Herden, die zweite Gruppe sieben Herden und die dritte Gruppe vier Herden. Daten wie der geografische Abstand der Herden, der Zukauf von Rindern, das Verhalten der Rinderhalter, der Tierärzte, der Kontrollassistenten des Leistungskontrollverbandes und der Tiertransportunternehmen wurden untersucht. Die Arbeitsweise eines Tiertransportunternehmens war für die Virusübertragung ein kritischer Faktor. Sieben Herden der zwei Gruppen mit identen Virusisolaten hatten das gleiche Transportunternehmen für ihre Rinder, sechs hatten den gleichen Tierarzt und fünf hatten den gleichen Leistungskontroll-Assistenten, die alle zusammen ein Risikofaktor für die Virusübertragung sein könnten. Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit der Biosicherheit, um die Virusübertragung am Ende eines BVD-Ausmerzprogrammes zu verhindern. Da auf die Risikofaktoren reagiert wurde, gibt es seit Anfang 2012 in Niederösterreich keine neuen BVDInfektionen.