Der Praktische Tierarzt 88, 348-360
© Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. 2007
Publiziert: 05/2007
Zusammenfassung
Im vorliegenden Fall werden Symptome, Therapie undklinischer Verlauf bei einem 10–jährigen Alpaka–Zuchthengstmit akutem renalen Nierenversagen infolge einer hochgradigenDehydratation diskutiert. Der Hengst wurde nacheinem zweitägigen Erkrankungsverlauf auf Grund einerunkontrollierten Aufnahme von Kraftfutter in festliegendem,somnolentem Zustand vorgestellt. Neben Tachykardie,Dyspnoe, Durchfall und Anurie konnten eine hochgradigeHypovolämie (Hämatokrit 0,78 l/l) sowie eine metabolischeAzidose (pH–Wert 7,12; ABE –16,5 mmol/l) und Azotämie(Harnstoff 20,5 mmol/l, Kreatinin 762 µmol/l) nachgewiesenwerden. Durch eine konsequente Schockbehandlung undUnterstützung der Diurese mit Furosemid (1,0 mg/kg KMi. v.) setzte der Hengst tropfenweise Harn ab. Der Harn wargelb, flockig, trüb, hatte einen pH–Wert von 5,0 und wies1,0 g/l Eiweiß und 17 mmol/l Glukose sowie zahlreiche Leukozytenund Bakterien auf. Das GGT/Kreatinin–Verhältnisbetrug 34,7 U/mmol. Die weitere Therapie beinhaltete dieparenterale Applikation von Antibiotika, nichtsteroidalenAntiphlogistika und die orale Substitution von glukoplastischenSubstanzen, Pansenstimulans und Huminsäurenüber 12 Tage sowie eine total parenterale Ernährung über3 Tage und partiell parenterale Ernährung über 10 Tage.Trotz Ausgleich von Hypovolämie und Azidose stiegenHarnstoff (bis 35,6 mmol/l) und Kreatinin (bis 1034 µmol/l) kontinuierlich an und waren zusätzlich begleitet voneiner Hypoproteinämie (bis 36,7 g/l), Hypoalbuminämie(bis 17,1 g/l) und Hyperglykämie (bis 45,4 mmol/l). DerHarnabsatz sistierte ab dem dritten Tag erneut. Die Diuresekonnte mit 1,5 mg Furosemid/kg KM i.v. alle 2 h über8 Stunden und einer einmaligen Infusion von Mannitol(0,7 g/kg KM) soweit angeregt werden, dass der HengstHarnträufeln zeigte. Am fünften Tag traten generalisiertetonisch–klonische Krämpfe auf, die mit einer Applikationvon Diazepam (0,05 mg/kg KM i.v.) behoben wurden. Imweiteren Verlauf war eine Ataxie der Hinterhand mit Pareseund Ausgrätschen nachweisbar. Ab dem achten Tag derBehandlung verbesserte sich das Allgemeinverhalten. DieHinterhandschwäche ließ nach. Der Oligurie folgte einePolyurie. Der Kotabsatz normalisierte sich. Die Azotämieverringerte sich kontinuierlich. Am 16. Tag konnte der Alpakahengstmit ungestörtem Allgemeinverhalten, einerguten Futteraufnahme, physiologischem Kotabsatz undeiner Polyurie entlassen werden.