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Actinobacillus pleuropneumoniae: subklinisch kranke Schweine finden

Infektionen mit Actinobacillus pleuropneumoniae (APP) sind in der Schweinehaltung mit hohen wirtschaftlichen Verlusten verbunden. Subklinisch erkrankte Tiere stellen eine gefährliche Infektionsquelle dar. Daher ist es wichtig, diese Tiere aufzuspüren.

Infektionen mit APP können sehr unterschiedlich verlaufen. Sie reichen von subklinisch infizierten Tieren ohne jegliche Symptome über chronisch erkrankte bis hin zu perakuten Todesfällen. Bei symptomlosen Tiere findet sich der Erreger häufig nur im oropharyngealen Bereich, kann sich aber auch in der Lunge ansiedeln. Eine Übertragung kann von Tier zu Tier, über Gegenstände, aber auch vom Muttertier auf die Ferkel stattfinden. Für die unbemerkte Verbreitung des Erregers spielen gerade die symptomfreien Trägerschweine eine wichtige Rolle.

Subklinische Tiere aufspüren
Für Herden-Screenings werden meist serologische Tests verwendet. Deren Nachteil ist, dass eine Serokonversion in der Regel erst zeitversetzt stattfindet, nicht immer induziert wird und dass Antikörper nicht zwangsläufig auch zu einer Elimination des Erregers im oberen Atmungstrakt führen. Für unklare Fälle wird daher der direkte Erregernachweis in Tonsillenproben empfohlen. PCR-Methoden eignen sich, da sie auch geringe Erregermengen nachweisen können. Nachteil: Antibiogramme oder Aussagen zum Resistenzverlauf können eigentlich nur anhand von Bakterienkulturen gemacht werden. Daher sollte nun untersucht werden, wie aussagekräftig Bakterienkulturen von Tonsillenproben zum APP-Status der Tiere sind. Hierfür wurde mittels Bakterienkultur ein Erregernachweis im Lungen- und Tonsillengewebe von 163 infizierten Ferkeln durchgeführt. Die Isolierungsraten aus Lunge und Tonsillen wurden sowohl miteinander als auch mit dem Grad der Lungenveränderungen verglichen.

Ergebnisse
Die Korrelationen zwischen klinischer Erkrankung, Veränderungen in der Lunge und der Erregerisolierung war signifikant (p 0,001). Bei 74,8 Prozent der getesteten Tiere (n = 122) wurde der Erreger sowohl in den Tonsillen als auch im Lungengewebe gefunden, bei 4,3 Prozent nur in den Tonsillen und bei 13,5 Prozent (n = 22) waren zwar in der Lunge, nicht aber in den Tonsillen Erreger zu finden. Von diesen Tieren hatten 36,4 Prozent sogar eine hochgradige Lungenbesiedlung und 40,9 Prozent zeigten mäßige bis schwere Lungenveränderungen. Daraus muss der Schluss gezogen werden, dass trotz negativem Ergebnis im Tonsillengewebe hohe Erregermengen in der Lunge vorhanden sein können.

Fazit
Ein alleiniger Erregernachweis aus dem Tonsillenbereich reicht nicht aus, um den APP-Status von subklinisch erkrankten Schweinen sicher festzustellen, da es zu falsch negativen Ergebnissen kommen kann. Bakterienkulturen sollten vielmehr in Kombination mit weiteren Methoden angewendet werden, die den Kolonisierungsgrad auch im tiefen Respirationstrakt erheben können.


Originalpublikation:
Höltig D, Nietfeld F, Strutzberg-Minder K, Rohde J (2018): Evaluation of the predictive value of tonsil examination by bacteriological culture for detecting positive lung colonization status of nursery pigs exposed to Actinobacillus pleuropneumoniae by experimental aerosol infection. BMC Vet Res 14: 211.

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